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Unter dem bekrönenden Eselsrücken mit Krabben, Giebelblume sowie seitlichen Fialen und über dem geraden Sturz der Nische ist ein Haupt Christi angebracht; oben sind zu Seiten der Kreuzblue aus der Chormauer Sonne und Mond in hohem Relief ausgehauen. Die ganze Umrahmung ruht auf einer Konsole, einem männlichen Kopfe, bei dem offenbar Porträtähnlichkeit angestrebt ist, vielleicht (?) der Meister des Sakramentshäuschen, vielleicht auch der des ganzen Chorbaues.

Die beiden Seitenaltäre Seitenaltäre
Gemälde
zeigen in moderner Umrahmung, zwei Flügel eines zerstörten Altarwerkes, hoch interessante auf Holz gemalte Werke eines Meisters J. S. Sch. der Oberrheinischen Schule.

Auf der Evangelienseite die Anbetung der Hirten (vergl. Tafel XXII), Maria mit goldenem Nimbus und offenen Haaren kniet in blauem Mantel vor dem auf den Boen auf weissem Laken liegenden Christuskinde: rechts davon kniet Josef in rothem Rock und grünem Mantel, dazwischen etwas zurück sind Ochse und Esel sichtbar. Im Hintergrund der Hütte erscheinen links drei anbetende Hirten, rechts eine Frau mit einer Laterne. Auf dem in Gold ohne Muster gehaltenen Himmel schweben Engel in blauen Gewändern ein Spruchband haltend mit den Worten: GLORIA IN EXCELSIS DEO. In der einfachen Hügellandschaft weidet ein Hirte, der nach den Engeln emporblickt, seine Schafe. Sowohl auf dem Gebälk, als auf dem Mauerwerk der Hütte sitzen Vögel, Meisen und Distelfinken.

Auf der Rückseite dieser Tafel befindet sich stark angegriffen, aber doch immer noch gut kenntlich eine Verkündigigung (vergl. Tafel XXIII). Maria mit dunkelgrünem Gewand und blaurothem Mantel kniet in einem Gemache auf dunkelrothem Kissen vor grünbehangenem Betpult. Der Engel in weissem Gewande (in Alba mit Cingulum und Stola) mit goldschimmernden Flügeln und Scepter, sowie Spruchband in den Händen kommt von links, während in der Mitte durch das geöffnete Fenster, das in ein grünes Wiesenthal blicken lässt, eine weisse Taube herabfliegt. Am blauen Himmel erscheint in Wolken Gott Vater, die Weltkugel in der Linken, die Rechte segnend erhoben und blickt in das Gemach hinab. (Höhe der Tafel 1,98 m, Breite 1,9 m.)

Auf dem Altar der Epistelseite befindet sich der andere Flügel des zerstörten Altarwerks, die Anbetung der heiligen drei Könige darstellend. (Vergl. Tafel XXIV.)

Maria mit goldenem Nimbus in blauem Gewande und weissem Schleier sitzt rechts, das Jesuskind auf dem Schosse haltend. Dahinter steht Josef; davor kniet in grüngelbem Brokatgewand ein Greis, der einen goldenen Kelch arreicht; rechts am Boden liegt ein rother Reisehut mit goldener Krone. Ein König mit Krone in grünem Brokatuntergewand und rothem Mantel, sowie der Mohr in Rüstung mit goldener Ordenskette, grün enganliegenden Beinkleidern und hohen Reisestiefeln, den Turban mit Krone in der Rechten, stehen daneben, beide mit goldenen Pokalen in den Händen. Zwischen denselben am Boden liegt ein weisses Windspiel. Den Hintergrund bildet eine einfache Landschaft, deren Himmel ebenfalls unbemustertes Gold ist. Auch hier fallen wieder, diesmal auf dem zerrissenen Dach der Hütte die drei Vögel, Meisen und Distelfinken ins Auge, für die der Meister dieser Gemälde eine besondere Vorliebe gehabt zu haben scheint. Auch sein Monogramm J. S. Sch. hat er uns hinterlassen auf dem blauen Untergewand der Maria, oben zwischen den Mantelansätzen, gelb wie die Stickerei und zwischen dieselbe versteckt. Zeitlich ist dieser Maler, dem niederrheinische Werke nicht fremd gewesen sein können, wohl an das Ende des 15. Jhs. zu setzen.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_320.jpg&oldid=- (Version vom 4.7.2021)