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Kyppenheim Argentinensis dyocesis ad ecclesiam Argentinensim et eius episcopum pertinet 1358; dagegen: eccl. parroch. K. Argentinensis diocesis, que de iure patronatus nobilis viri domini Heinrici de Geroltzecke domini in Lare existit 1414) entstammt in ihren Haupttheilen dem Beginn des 16. Jhs. Denn auch das nach einem Brande im Anfange des 18. Jhs. mit neuem Dachstuhl und neuer flacher Holzdecke versehene Langhaus ist in seinen Umfassungsmauern sowie in Fenster und Thürgewänden (am Scheitel des nördlichen Seitenportals 1501) alten Ursprungs und schliesst an einen Thurmbau an, der den Uebergang zu dem wohl zugleich oder aber nur wenig später als das Langhaus erstellten Chor durch zwei grosse Spitzbogen vermittelt.

Der Thurm selbst mag wohl älter sein und in seinem Erdgeschoss den Chor der älteren Kirche gebildet haben, an den sich dort, wo der jetzige geräumige Chor sich ausdehnt, wahrscheinlich nur noch ein polygonaler Ausbau angelehnt haben mag. (Fig. 104.) Ob das zu diesem alten Chor vor 1501 gehörige Langhaus dieselbe Ausdehnung wie das jetzige gehabt hat, ist nicht mehr zu bestimmen und auch aus den im Dachboden der Kirche sichtbaren Anschlussrinnen der früheren Langhaus-Dachschrägen an dem Thurm nicht allzuviel zu ersehen. Der ursprünglich gothische Anschluss ist deutlich kenntlich und da erst über ihr die Quaderecken des Thurmes beginnen, scheint auch das Dach der mit dem Thurm gleichaltrigen Kirche dieselbe Schräge, und das Langhaus dieselbe Breite gehabt zu haben. Weiter unten ist noch ein bedeutend flacherer Anschluss zu bemerken, der vielleicht von einer provisorischen Abdeckung nach dem Brande herrührt. Rechts des Thurms findet sich ein runder Treppenthurm ein- und angebaut, der in die jetzige Sakristei hineinragt und, von dem Sakristeidach mit abgedeckt, von aussen nicht mehr gesehen wird. Jedenfalls war vor dem Brande hier ein anderer Abschluss vorhanden.

Die Kirche ist ein Putzbau mit Architekturgliedern in rothem Sandstein und einfachen, energisch gezeichneten Profilen an Sockel, Fenstergurten und Hauptgesimsen. Das Hauptportal, die beiden seitlichen Thüren ins Langhaus und eine Thüre in den Chor sind reicher profilirt mit vielfach sich kreuzendem Stabwerk. Am nördlichen Seitenportal ist am Schlussstein die Jahreszahl 1501 und am Gewände ein Steinmetzzeichen eingehauen.

Den Giebel ziert über dem Hauptportal eine hübsche Masswerkrosette und auf der Evangelienseite des Chors befindet sich an dem Strebepfeiler bei Beginn des Chorschlusses unten die nebenstehende Figur ohne Jahreszahl eingeritzt.

Das Langhaus erhält sein Licht durch vier zweitheilige und zunächst dem Chor durch zwei dreitheilige, einfach profilirte und nicht allzu schlanke, spitzbogige Fenster mit ruhigem Masswerk. Ebenso beleuchten den zweijochigen, in drei Seiten des Sechsecks geschlossenen und mit Strebepfeilern versehenen Chor vier zweitheilige und in der Mitte ein dreitheiliges Fenster, etwas schlanker in den Verhältnissen und mit etwas reicherem Masswerk als die des Langhauses.

Letzteres ist, wie schon angeführt, flach gedeckt, während das erste Thurmgeschoss von einem vielfach restaurirten, rippenlosen Kreuzgewölbe mit spitzbogigen Wandbogen überspannt wird. Der Chor zeigt ein Netzgewölbe, dessen mit einfacher Kehle profilirte

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_318.jpg&oldid=- (Version vom 15.3.2021)