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Am südlichen und nördlichen Ende der landeinwärts gerichteten Werke waren gegen den Rhein zwei Dämme aufgeworfen, im Süden der Hochstetter Damm, im Norden der Isenberger Damm, die den Fluss in seinem Bette an der Westseite der Stadt vorbeileiteten. Wurden die Dämme jedoch in Kriegszeiten durchstochen, so konnte der Rhein durch Ueberfluthung des östlichen Terrains Breisach zur Insel machen. (Fig. 3.)

Die alten Thore wurden sämmtlich erneuert und dabei die nach der Landseite zu gelegenen, das Kupferthor und das Neuthor, etwas nach Aussen verlegt. Das Kupferthor war besonders stark angelegt mit doppelten, überwölbten Wachtlokalen und einem schmalen Nebengange neben dem eigentlichen Thorweg. Es war mit Fallgittern, stark beschlagenen hölzernen Flügeln und einer Zugbrücke verschlossen und der lange Uebergang über den Graben in der Mitte nochmals durch eine Fallbrücke unterbrochen. Um ins freie Land zu gelangen, mussten jedoch noch mehrere Thorwege mit Wachthäusern (das Mittelthor mit der Mittelwache), Zollhäuser mit Schlagbäumen und Palissadenwerke mit Barrierethoren durchschritten werden.

In ähnlicher Weise war auch der Zugang zum Grünthor angelegt und ebenso der zum Freiburger oder Neuthor, dessen Thorhaus selbst, wie der Chronist erzählt, nach dem Modell eines Pariser Thors erstellt worden sein soll.

Ganz besonders reich ausgestattet war die Wasserfront des Rheinthores, das an Stelle des alten hohen Thurmes auf beiden Seiten von vorgeschobenen Rondellen geschützt, von den Franzosen nach 1670 erbaut worden war.

Längs des Flusses vermittelte an der Kante der Felserhebung eine crenellirte Mauer mit Thürmen, sowie ein- und ausspringenden Winkeln die Verbindung zwischen der Bastion Royal und dem Damme in der thalartigen Vertiefung zwischen Oberstadt und Eckartsberg, am Ufer begleitet von einem Kai von senkrechten, mit einigen Thürmen und Schusslöchern versehenen Mauern.

Der früher auf dem linken Rheinufer befindliche Brückenkopf war seit dem westphälischen Frieden durch das Fort ‘des cadetts’ ersetzt worden, das hinwiederum wahrscheinlich nach Gründung der Strohstadt demolirt wurde, um kurz vor der Wiederabgabe Breisachs durch Frankreich an Oesterreich der Vauban’schen Modellfestung Neu-Breisach Platz zu machen, mit dem Fort Le Mortier hart am Rhein zur Deckung der Rheinbrücke. Desgleichen war das detachirte Werk auf dem Isenberg nördlich der Stadt aufgegeben und der Fels möglichst weggesprengt worden; dagegen wurde auf dem Eckardsberg, allerdings nur in derselben Ausdehnung wie schon früher, ein bastionirtes Reduit errichtet, dessen Hauptfront der Oberstadt zugekehrt war.

Im Innern der Festung bildete das Schloss mit seinem gewaltigen Hauptthurme ein besonderes Reduit, umgeben von breitem, ausgemauertem Graben und starken Mauern.

Der schon oben erwähnte Stadttheil Strohstadt (Ville de paille, Stadttheil St. Louis) wurde von Ludwig XIV auf einer auf der linken Seite des Hauptarmes des Rheinstromes gelegenen und durch den sogenannten ‘grünen Giessen’ auch vom linken Ufer losgetrennten Insel gegründet und mit allen Mitteln zu heben versucht, u. a. auch dadurch, dass der Sitz des Breisacher Gerichtshofs hierher verlegt wurde.

Gleichwohl war die Existenz dieses einen Stadttheils nicht von langer Dauer; denn bereits nach dem Frieden von Ryswijck, durch den Breisach wieder in österreichischen Besitz kam, liess das Reich die ziemlich weitläufige Anlage schleifen.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_031.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)