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Ferner eine ‘Zeugwartshaus’ und eine ‘Gieshütte’, die am Fusse der nordöstlichen Spitze des Schlossplateaus am Weg von dem Kupferthor nach dem Muggensthurm lagen.

Die Erneuerung der Befestigungen des Eckardsberges waren ebenfalls Hauptmann Bahl übertragen. Doch standen noch nach 1648 auf demselben ausserhalb der alten quer über den Berg ziehenden Mauer nur zwei Windmühlen, bei denen noch zwei Blockhäuser errichtet und ‘ringsherum grosse Räume gleich einer Brustwehr gelegt wurden’, da zum richtigen Ausbau der Befestigungen, der offenbar erst unter Karl VI erfolgte, damals die Mittel fehlten.

Indess stand doch innerhalb der Umfassungsmauern ein grosser, runder Thurm, der Pulverthurm, und am Westende am Rhein zum Schutze des dort gelegenen Grünthors, der mächtige, runde Gaisthurm.

Auf dem Uesenberg war vor dem dreissigjährigen Kriege eine Schanze errichtet worden, deren Wiederabtragung in Rücksicht auf ihre die Festung gefährdende Nähe schon bald darnach erfolgen sollte, aber ebenfalls aus Mangel an nöthigen Mitteln unterblieb. (Fig. 2.)

Am 19. Dezember 1638 eroberte Bernhard von Weimar nach langwierigen Kämpfen die Stadt Breisach, die dann nach seinem bald darauf erfolgten Tode, 8. Juli 1639, vorläufig bis zur Bestätigung durch den westphälischen Frieden von 1648 von Frankreich in Besitz genommen wurde (Hartfelder Freiburger Jahresgeschichten, in Ztschr. Ges. f. Geschichtsk. Freib. (1878 IV S. 12).

Ludwig XIV liess sofort die Festungswerke unter Aufwendung ungeheuerer Mittel nach allen Seiten hin erweitern und vergrössern. Namentlich Deutschland zu, auf der Landseite, wurden die Erdwerke bedeutend verstärkt, so dass jetzt sieben bastionirte Fronten mit sieben Curtinen und acht Bollwerken als innerer Befestigungsgürtel die Stadt umgaben. Vor jeder Curtine lag ein mit Flanken versehener Halbmond, vor jedem Bollwerk eine Contregarde. Breite und tiefe Wassergraben, ferner ein bedeckter Weg mit Waffenplätzen umfasste das ganze System von Bollwerken, Halbmonden und Contregarden. Jenseits desselben lagen Lunetten schachbrettförmig auf den Kapitallinien der Halbmonde und einiger Contregarden vertheilt und waren durch gesicherte Kommunikationen mit dem Hauptwerke verbunden. Auch diese Lunetten waren wiederum von einem äusseren nassen Graben mit bedecktem Weg und Glacis umfasst. Die sieben bastionirten Fronten waren Erdwerke, untermauert mit einem 3 bis 4 Fuss hohen Sockel von vier Quaderschichten und enthielten gewölbte Gänge, in die man auf steinernen Schneckenstiegen hinabsteigen konnte, sowie in der Mitte einer jeden Bastion ein grosses bombenfestes Gewölbe, eine Casematte.

Die Bastionen wurden zur französischen Zeit, am Eckardsberg angefangen, von Süden nach Norden hin folgendermassen benannt: Bastion Vermandois, Bastion St. Croix, Bastion Richelieu, Bastion Mazarin, Bastion Dauphin, Bastion La reine, Bastion Wismar und Bastion Royal.

Die Gräben lagen bei niederem Wasserstand des Rheins trocken; jedoch hatten sie in Mitten der Grabensohle eine Cunette (kleinerer mit Wasser gefüllter Graben), die sich regelmässig vor den Curtinen bedeutend verbreiterte und deren Spiegel unter dem des Rheins lag. Bei den beiden Landthoren werden Graben und Cunetten mittels zweier breiten Chausseen überschritten und die Cunetten durch Fallbrücken überdeckt.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_029.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)