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Dies waren im Grossen und Ganzen die mittelalterlichen Befestigungen der Reichsstadt Breisach, mit denen sie die wechselvollen und kämpfereichen Jahrhunderte unter österreichischer Herrschaft bis zur burgundischen Pfandschaft durchlebte und dann nach der Revolution gegen Peter von Hagenbach bis zum Beginn des dreissigjährigen Krieges eine lange Zeit der Ruhe genoss, damals allerdings noch nach der Landseite zu erneut geschützt durch vorgeschobene Erdwerke.

Wann die Anlage dieser bastionirten Erdwälle erfolgte, lässt sich nicht mehr genau angeben, dass sie jedoch unter österreichischer Herrschaft im Laufe des 16. Jhs. durch italienische Ingenieure oder doch wenigstens nach dem System der italienischen Schule vorgenommen wurde, ist wahrscheinlich. Dafür spricht das doppelte Glacis mit den vielen Waffenplätzen zur Offensiv-Vertheidigung, die äussere Grabenumfassung zwischen den beiden Glacis und der Brückenkopf auf der Rheininsel, der noch bis zum Ende des 17. Jhs. bestund und den Namen ‘Italienisches Ravelin’ führte.

Nach dem von Johann Stridbeck jr. zu Augsburg allerdings nach 1648 verfertigten Plane der Festung schloss sich auf der Landseite im Süden an das am östlichen Fusse des Eckardsberges gelegene ‘Richelieu-Bollwerk’, das deutsche Bollwerk an, dem das französische, das schwedische, das weimarische und schliesslich die ‘kalte Herberg’ nach Norden zu folgten. Davor lagen das ‘Fuchsloch’, das ‘Gottesacker Ravelin’, ‘Richelieu halber Mon’, das ‘Oisonville Ravelin’ und das ‘Erlacher Ravelin’.

Nach dem Rhein zu war die Stadt durch mächtige, theilweise mit Bastionen verstärkte Mauern geschützt und die grosse Rheinbrücke auf dem jenseitigen Ufer durch einen Brückenkopf, das ‘Italienische Ravelin’ gedeckt, das späterhin noch weiter durch die ‘S. Jacobsschanze’ verstärkt wurde.

Die südliche Vorstadt, die überragt und bestrichen wurde von dem am Fusse des Kirchberges angelegten ‘Ludwigs-Bollwerk’, erhielt ihr eigenes Thor, das von Generalfeldzeugmeister Johann Heinrich Freiherrn von Reinach 1637 an Stelle des heutigen Neuthorplatzes errichtete ‘Neuthor’, so dass man jetzt von der Landseite her von Osten die Stadt im Norden und im Süden durch das Kupfer- und das Neuthor betreten konnte.

Das Schloss erfuhr ebenfalls vielfache Ausbesserungen und Verstärkungen, namentlich kurz vor dem Ausbruch des dreissigjährigen Krieges und die noch vorhandenen Archivalien im Grossherzoglichen Landesarchiv geben ein anschauliches Bild über die Um- und Neubauten des 17. Jhs.

Die Hauptarbeiten wurden 1614 begonnen und bis 1618 fortgesetzt; 1622 stürzte bereits wieder ein grosser Theil der Neubauten ein und hierüber, sowie über die darauf wieder vorzunehmenden Reparaturen sind eingehende Berichte der mit den Bauarbeiten beauftragten Ingenieure und Architekten, sowie der zur Untersuchung der Missstände Delegirten an die vorderösterreichische Regierung zu Ensisheim vorhanden.

Vor allem wurden damals die Schlossumfassungsmauern mit neuen Schusslöchern versehen, durch in den Graben vorgelegte Basteien verstärkt, um 8 Schuh erhöht und mit einem Gang von Holzwerk, einem sogenannten ‘Mordgang’, 10 Schuh breit versehen. Ferner wurden die Böden des Thurmes erneuert, Wasserbottiche für den Fall eines Brandes aufgestellt, die Thore fester gemacht und Waffen und Munition bereit gestellt.

In den Berichten über den Einsturz eines Theils der von Hauptmann Bahl erstellten Gebäude wird der ‘Rossstall’ auf der Burg genannt, der auf der Seite des Schlossbergs gegen den Augustinerweg hin lag und sich unmittelbar an das Eingangsthor anschloss.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_026.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)