Seite:De Kunstdenkmäler Baden 6 025.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

benöthigten Wachen. Ueber einem der Thore soll Berthold IV die Inschrift angebracht haben:

HANC · DVX · BERTHOLDVS · PORTAM · STRVXISSE · NOTATVR · A · QVO · PRO · FRAVDE · BVRGVNDIA · DEPOPVLATVR

Der Hauptbau des Schlosses aber war ein gewaltiger Wohn- und Wartthurm, der in Mitten des weiten Hofes stand, ‘gefertigt aus lauter gehauenen Steinen’. Derselbe war, wie der Chronist berichtet, mit dem Hauptschlossgebäude, das südlich an die Ringmauer sich anlehnte, durch einen Gang verbunden, ‘also dass der darin wohnende Herr durch diesen heimlichen Gang in gesagten Thurm gehen und die sowohl Breisgauer als Elsässer Gegend vollkommen durchsehen konnte, in dem Eckzimmerle, so gegen Burg ganz niedlich erbaut gewesen’.

Diesen Gang und dieses Hauptschlossgebäude halte ich jedoch für spätere Erweiterungen und Ausbauten und glaube bestimmt annehmen zu können, dass in den ersten Zeiten der Hauptthurm als Donjon das einzige herrschaftliche Wohngebäude der Burg war.

Der nördlich Breisach gelegene Felsen Uesenberg (Eisenberg) auf dem sich ehemals das nach 1150 von den Städtern zerstörte Schloss der Dynasten gleichen Namens erhob, lag wohl in jenen Zeiten öde (vergl. Martini Z. d. hist. Ver. Freib. V 4).

Bereits Ende des 12. Jhs. scheint die Bevölkerung der Stadt so zugenommen zu haben, dass dieselbe auf dem Berge allein keinen Platz mehr fand. In Folge dessen verfügte Kaiser Heinrich VI, dass in der Oberstadt fortan nur Kaufleute bauen und wohnen dürften, wodurch er einerseits den Berg zum Patrizierviertel stempelte, andererseits aber auch zugleich die Entwickelung des unteren Stadttheils mächtig beförderte.

BefestigungIn den darauf folgenden Jahrzehnten nach 1315, in welchem Jahre König Friedrich nach einer im Stadtarchiv zu Breisach aufbewahrten Urkunde der Bürgerschaft gestattete, die Stadt nach ihrem besten Vermögen zu befestigen und mit einer Mauer (publico muro) zu umgeben, ist dann auch die doppelte Ummauerung mit Graben um die Stadt gezogen worden, welche die Unterstadt mit umschloss und quer über den südlich der Stadt gelegenen Eckardsberg führte, dessen nördlicher Theil zu den Befestigungen mitbenutzt wurde.

Der ganze Mauerkranz war durch eine Reihe fester, runder oder rechteckiger Thürme verstärkt und besass drei äussere Thore, das alte Rheinbrückenthor im Westen als Verbindung mit dem Ueberrhein, das Grünthor im Süden als Eingang für den Verkehr rheinaufwärts und das Kupferthor im Nordosten, das den Landverkehr nach Burckheim und Freiburg zu vermittelte. Dazu kamen noch einige Fischerpförtchen und im Innern der Stadt, wohl als Thor des ehemaligen innersten Mauerkranzes, das Kapfthor am Eingang in die ‘Goldengasse’, die von hier aus zur oberen Stadt, den Wohnungen der Breisacher Patrizier emporleitete.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde dann weiter das Speckthor (Gutgesellenthor, auch Gressenthor genannt), errichtet (1402), das im Süden den Aufgang von der unteren Stadt nach dem Münsterplateau erschloss und noch bedeutend später, wohl erst im 16. Jh., das Windbruchthor (heute Bürgerthurm), das diesen Aufstieg nochmals schützte!

Zwischen Kapfthor und Windbruchthor wurde zu derselben Zeit ausserdem eine mächtige Mauer erstellt und ‘durch diese Mauer war eine Stiege (der oben genannte Aufstieg) angelegt, so man ‘Wintersbruch’ nannte, um mit der unteren Stadt Gemeinschaft zu haben’.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_025.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)