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von seinem Essen, und das Bild fing auch an, Speise zu genießen. Wie ein paar Wochen herum waren, merkten die Leute, daß das Bild zunahm, dick und stark ward und wunderten sich sehr. Der Pfarrer konnt es auch nicht begreifen, blieb in der Kirche und ging dem Kleinen nach, da sah er, wie dieser sein Brot mit der Mutter Gottes theilte und diese es auch annahm.

Nach einiger Zeit wurde der Knabe krank und konnte acht Tage lang nicht aus dem Bett, wie er aber wieder aufstehen konnte, war sein erstes, daß er seine Speise der Mutter Gottes brachte. Der Pfarrer ging ihm nach und hörte, wie er sprach: „lieber Gott, nimms nicht übel, daß ich dir so lange nichts gebracht; ich war aber krank und konnte nicht aufstehen.“ Da antwortete ihm das Bild und sprach: „ich habe deinen guten Willen gesehen, das ist mir genug; nächsten Sonntag sollst du mit mir auf die Hochzeit kommen.“ Der Knabe freute sich da und sagte es dem Pfarrer, der bat ihn hinzugehen und das Bild zu fragen, ob er auch dürfe mitkommen. „Nein, antwortete das Bild, du allein.“ Der Pfarrer wollte ihn erst vorbereiten und ihm das Abendmahl geben; das war der Knabe zufrieden, und nächsten Sonntag, wies Abendmahl an ihn kam, fiel er um und war todt, und war zur ewigen Hochzeit.

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_304.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)