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hatte der Königssohn schon wieder eine andere an der Seite, die wollte er heirathen, denn er dachte, sie wäre längst gestorben. Abends nun, wie sie aufgewaschen hatte und fertig war, fühlte sie in ihre Tasche und fand die drei Nüsse, welche ihr die alte Itsche gegeben hatte. Biß eine auf und wollte den Kern essen, siehe da war ein stolzes königliches Kleid drin. Wie’s nun die Braut hörte, kam sie und hielt um das Kleid an und wollte es kaufen; „es wär’ kein Kleid für eine Dienstmagd.“ Da sprach sie, ja sie wollt’s nicht verkaufen, doch wann sie ihr einerlei (ein Ding) wollte erlauben, so sollte sie’s haben, nämlich eine Nacht in der Kammer ihres Bräutigams zu schlafen. Die Braut erlaubt’ es ihr, weil das Kleid so schön war und sie noch keins so hatte. Wie’s nun Abend war, sagte sie zu ihrem Bräutigam: „das närrische Mädchen will in deiner Kammer schlafen.“ „Wann du’s zufrieden bist, bin ich’s auch,“ sprach er. Sie gab aber dem Mann ein Glas Wein, in das sie einen Schlaftrunk gethan hatte. Also gingen beide in die Kammer schlafen, und er schlief so fest, daß sie ihn nicht erwecken konnte. Sie weinte aber die ganze Nacht und rief: „ich hab’ dich erlöst aus einem wilden Wald und aus einem eisernen Ofen, du hast mich erlöst und ich hab’ dich erlöst durch ein verwünschtes Schloß, über einen gläsernen Berg, über drei schneidende Schwerter und über ein großes Wasser, ehe ich dich gefunden habe und willst mich doch nicht hören.“ Die Bedienten saßen vor der Stubenthüre und hörten wie sie so die ganze Nacht weinte und sagten’s am Morgen ihrem Herrn. Und wie sie am andern Abend aufgewaschen hatte, biß

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_202.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)