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ihn auf und fand Milch in einem kleinen Schüsselchen und Weißbrot zum Einbrocken dabei, daß es sich satt essen konnte. Als es satt war, sprach es: „jetzt ist Zeit, wo die Hühner daheim auffliegen, ich bin so müd, könnt ich mich auch in mein Bett legen!“ Da kam das Täubchen wieder geflogen und hatt’ ein anderes goldenes Schlüsselchen im Schnabel und sagt: „schließ dort den Baum auf, da wirst du ein Bett finden.“ Da schloß es auf und fand ein schönes weiches Bettchen, da betete es zum lieben Gott, er sollt’ es behüten in der Nacht, legte sich und schlief ein. Am Morgen kam das Täubchen zum drittenmal, brachte wieder ein Schlüsselchen und sprach: „schließ dort den Baum auf, da wirst du Kleider finden;“ und wie es aufschloß fand es Kleider mit Gold und Edelsteinen besetzt, so herrlich, wie sie keine Königstochter hat. Also lebte es da eine Zeit lang, und kam das Täubchen alle Tage und sorgte für alles, was es bedurfte, und war das ein stilles, gutes Leben.

Einmal aber kam das Täubchen und sprach: „willst du mir etwas zu Lieb’ thun?“ „Von Herzen gern,“ sagte das Mädchen. Da sprach das Täubchen: „ich will dich zu einem kleinen Häuschen führen, da geh’ hinein, mittendrin am Heerd da wird eine alte Frau sitzen und guten Tag sagen. Aber gib ihr bei Leibe keine Antwort, sie mag auch anfangen was sie will, sondern geh zu ihrer rechten Hand weiter, da ist eine Thüre, die mach auf, so wirst du in eine Stube kommen, wo eine große Menge von Ringen allerlei Art auf dem Tisch liegt, darunter sind prächtige mit glitzerigen Steinen, die laß aber liegen und

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_182.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)