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Da nahm er von seinen Eltern Abschied, hing seinen Jägerranzen und seine Flinte um und zog in die Welt. Es trug sich zu, daß er eines Tages durch einen dicken Wald kam und wie der zu Ende war, lag in einer Ebene vor ihm ein ansehnliches Schloß. In einem Fenster desselben stand gerade eine Alte mit einer wunderschönen Jungfrau und schaute herab. Die Alte aber war eine Hexe und sprach zu dem Mädchen: „dort kommt einer aus dem Wald, der hat einen wunderbaren Schatz im Leib, den müssen wir darum berücken, mein Herzenstöchterchen, uns steht das besser an als ihm. Er hat ein Vogelherz bei sich, deshalb liegt jeden Morgen ein Goldstück unter seinem Kopfkissen.“ Und erzählte ihr, wie es damit beschaffen wäre und wie sie darum zu spielen hätte, und zuletzt drohte sie und sprach mit zornigen Augen: „und wenn du mir nicht gehorchst, so bist du unglücklich!“ Als nun der Jäger näher kam, erblickte er das Mädchen und sprach zu sich: „ich bin nun so lang herum gezogen, ich will einmal ausruhen und in das schöne Schloß einkehren, Geld hab ich ja vollauf;“ eigentlich aber war die Ursache, daß er ein Aug auf das schöne Bild geworfen hatte.

Nun trat er in das Haus ein und wurde freundlich empfangen und höflich bewirthet. Es dauerte nicht lange, da war er so in das Hexenmädchen verliebt, daß er an nichts anders mehr dachte und nur nach seinen Augen sah und was es verlangte, das that er gern. Da sprach die Alte: „nun müssen wir das Vogelherz haben, er wirds nicht spüren, wenn es ihm fehlt.;“ und richtete einen Trank zu und wie der gekocht war, that sie ihn in

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_174.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)