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wieder hinein.“ Wie der Bär das sah, drehte er um und lief fort. Mein Schneiderlein fuhr da ruhig in die Kirche und die Prinzessin ward ihm an die Hand getraut und lebte mit ihr vergnügt wie eine Heidlerche. Wers nicht glaubt, bezahlt einen Thaler.


115.


Die klare Sonne bringt’s an den Tag.


Ein Schneidergesell reiste in der Welt auf sein Handwerk herum; nun konnt’ er einmal keine Arbeit finden und war die Armuth bei ihm so groß, daß er keinen Heller Zehrgeld hatte. In der Zeit begegnete ihm auf dem Weg ein Jude und da dachte er, der hätte viel Geld bei sich und stieß Gott aus seinem Herzen, ging auf ihn los und sprach: „gib mir dein Geld oder ich schlag dich todt!“ Da sagte der Jude: „schenkt mir doch das Leben, Geld hab’ ich keins und nicht mehr als acht Heller.“ Der Schneider aber sprach: „du hast doch Geld und das soll auch heraus!“ brauchte Gewalt und schlug ihn so lange, bis er nah am Tod war. Und wie der Jude nun sterben wollte, sprach er das letzte Wort: „die klare Sonne wird es an den Tag bringen!“ und starb damit. Der Schneidergesell griff ihm in die Taschen und suchte nach Geld, aber er fand nicht mehr als die acht Heller, wie der Jude gesagt hatte. Da packte er auf, trug ihn hinter einen Busch und zog weiter auf sein Handwerk. Wie er nun lange Zeit gereist war, kam er in eine Stadt bei einem Meister in Arbeit,

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_146.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)