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Alsbald stieg ein Geist heraus und fing an zu wachsen und nahm in jedem Augenblick so gewaltig zu, daß er bald als ein entsetzlicher Kerl, und wie der halbe Baum so groß, vor dem Schüler stand. „Weißt du, rief er mit einer fürchterlichen Stimme, was dein Lohn dafür ist, daß du mich heraus gelassen hast?“ „Nein, antwortete der Schüler ohne Furcht, wie soll ich das wissen!“ „So will ich dirs sagen, rief der Geist, den Hals muß ich dir dafür brechen!“ „Das hättest du mir früher sagen sollen, antwortete der Schüler, so hätte ich dich stecken lassen; mein Kopf aber soll vor dir wohl feststehen, da müssen mehr Leute gefragt werden.“ „Mehr Leute hin, mehr Leute her! deinen verdienten Lohn den sollst du haben! Denkst du, ich wär aus Gnade da so lange Zeit eingeschlossen worden, nein es war zu meiner Strafe; ich bin der großmächtige Merkurius, wer mich losläßt, dem muß ich den Hals brechen.“ „Sachte, antwortete der Schüler, so geschwind geht das nicht, erst muß ich auch wissen, daß du wirklich in der kleinen Flasche gesessen und du der rechte Geist bist; kannst du auch wieder hinein, so will ichs glauben und dann magst du mit mir anfangen, was du willst.“ „O, sprach der Geist hochmüthig, das ist mir ein geringes,“ und zog sich zusammen und machte sich so dünn und klein, wie er anfangs gewesen, also daß er durch dieselbe Oeffnung und den Hals der Flasche wieder hineinkroch. Kaum aber war er darin, so drückte der Schüler den abgezogenen Pfropfen wieder auf und warf die Flasche unter die Eichwurzeln an ihren alten Platz und der Geist war betrogen.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_081.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2018)