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suchen, das ihn allein heilen könne. „Nein, sprach der König, dabei sind zu große Gefahren, lieber will ich sterben.“ Er bat aber so lange, bis es der König zugab; der Prinz dachte auch in seinem Herzen: „hol’ ich das Wasser, so bin ich meinem Vater der liebste und erbe das Reich.“

Also machte er sich auf, und als er eine Zeit lang fortgeritten war, stand da ein Zwerg auf dem Weg’, der rief ihn an und sprach: „wohinaus so geschwind?“ „Du Knirps, sagte der Prinz ganz stolz, das brauchst du nicht zu wissen;“ und ritt weiter. Das kleine Männchen aber war zornig geworden und hatte einen bösen Wunsch gethan; wie nun der Prinz fortritt, kam er in eine Bergschlucht, und je weiter, je enger thaten sich die Berge zusammen, und endlich ward der Weg so eng, daß er keinen Schritt weiter konnte, und auch das Pferd konnte er nicht wenden und selber nicht absteigen und mußte da eingesperrt stehen bleiben. Indessen wartete der kranke König auf ihn; aber er kam nicht und kam nicht. Da sagte der zweite Prinz: „so will ich ausziehen und das Wasser suchen“ und dachte bei sich, das ist mir eben recht, ist der todt, so fällt das Reich mir zu. Der König wollt’ ihn auch anfangs nicht ziehen lassen, endlich aber mußte er’s doch zugeben. Der Prinz zog also gleiches Wegs fort und begegnete demselben Zwerg, der hielt ihn wieder an und fragte: „wohinaus so geschwind?“ „Du Knirps, sagte der Prinz, das brauchst du nicht zu wissen,“ und ritt in seinem Stolz fort. Aber der Zwerg verwünschte ihn, und er gerieth wie der andere in eine

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_069.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)