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Gottes nicht verschwinde. Jener skythische Targitaus ist kein anderer, als der Mannus des Tacitus (Germ. 3.) der Sohn des Gottes Thuisko, nach dessen drei Söhnen Deutschland dreifach benannt oder eingetheilt wurde; in der nordischen Mythologie aber der zuerst erschaffene Bure, dessen drei Söhne, Odin, Bile und Be (Har, Jafuhar und Thridi, oder nach der Völuspá, Odin, Häner und Loder[1]) die Welt ordnen und bevölkern. Odin hat hernach die Oberherrschaft erlangt.

Der goldene, der gläserne, d. h. der glänzende Berg, wohin der Zugang so schwer und erst mit Beihilfe der Sonne, des Mondes und der Sterne oder anderer übernatürlichen Kräfte zu finden ist, welchen unten angefesselte wilde Ungeheuer bewachen und wo die Wunschdinge bewahrt werden, scheint ein Götterberg alter Mythen zu seyn. Es ist derselbe auf welchem die zwölf Riesen (Götter) den Nibelungenhort hüten oder auch das nordische Flammenschloß der Brunhilde, deren Isenburg im deutschen Gedicht nichts anders als Eis-Glasburg aussagt. Im Norden finden wir Asgard, als Mitte der Welt mit goldenen Schildern gedeckt und die Art, wie im Marienkind der Himmel mit seinen zwölf Thüren und der dreizehnten verbotenen beschrieben wird, als ein prachtvolles Goldhaus, erinnert noch bestimmter an das goldglänzende Gladsheim mit seinen zwölf Sitzen für

  1. Schering, in den Schriften der skand. Lit. Gesellsch. 1810., vermuthet nicht ohne Wahrscheinlichkeit, daß Loder mit Loke eins sey. Wenigstens ist aus Lokasenna Str. 9. gewiß, daß Loke mit Odin früher in genauer Bekanntschaft und Brüderschaft gelebt.
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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite XXXIX. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_v_039.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)