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dir ein großes Unglück begegnen,“ aber er antwortete: „ich soll und muß fort.“ Da stand er auf und zog hinaus in den Wald und gar nicht lange, so hielt auch ein stolzer Hirsch vor ihm, ganz nach seinem Traume. Er legte an und wollte ihn schießen, aber der Hirsch sprang fort. Da jagte er ihm nach, über Graben und durch Gebüsche, und ward nicht müd den ganzen Tag; am Abend aber verschwand der Hirsch vor seinen Augen. Und als das Goldkind sich umsah, so stand es vor einem kleinen Haus, darin saß eine Hexe. Er klopfte an, und ein Mütterchen kam heraus und fragte: „was wollt ihr so spät noch mitten in dem großen Wald?“ Er sprach: „habt ihr keinen Hirsch gesehen?“ „Ja antwortete sie, den Hirsch kenne ich wohl,“ und ein Hündlein, das mit ihr aus dem Haus gekommen war, bellte dabei den Mann so heftig an. „Willst du schweigen, du böse Kröte, sprach er, sonst schieß ich dich todt.“ Da rief die Hexe zornig: „was, mein Hündlein willst du mir tödten “ und verwandelte ihn alsbald, das er dalag wie ein Stein, und seine Braut erwartete ihn umsonst und dachte: es ist gewiß eingetroffen, was mir so Angst machte, und so schwer auf dem Herzen lag.

Daheim aber stand der andere Bruder bei den Gold-Lilien, als plötzlich eine davon umfiel. „Ach Gott, sprach er, meinem Bruder ist ein großes Unglück zugestoßen, ich muß fort, ob ich ihn vielleicht errette.“ Da sagte der Vater: „bleib hier, wenn ich dich auch verliere, was soll ich anfangen!“ Er aber antwortete: „ich soll und muß fort!“ Da setzte er sich auf sein goldenes Pferd und ritt fort und kam in den großen Wald, wo sein

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_437.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)