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und schlurfeln und die Erbsen rollen.“ Dem König gefiel der Rath wohl, und er ließ die Erbsen streuen.

Es war aber ein Diener des Königs, der war den Jägern gut und wie er hörte, daß sie sollten auf die Probe gestellt werden, ging er hin und erzählte ihnen alles wieder und sprach: der Löwe will dem König weis machen, ihr wärt Mädchen. Da dankte ihm die Königstochter und sprach hernach zu ihren Jungfrauen: „thut euch Gewalt an, und tretet fest auf die Erbsen.“ Als nun der König am andern Morgen die zwölf Jäger zu sich rufen ließ, und sie kamen ins Vorzimmer, wo die Erbsen lagen, so traten sie so fest darauf, und hatten einen so sichern starken Gang, daß auch nicht eine rollte, oder sich bewegte. Da gingen sie wieder fort, und der König sprach zum Löwen: „du hast mich belogen, sie gehen ja wie Männer.“ Antwortete der Löwe: „sie habens gewußt, daß sie sollten auf die Probe gestellt werden, und haben sich Gewalt angethan. Laß nur einmal zwölf Spinnräder ins Vorzimmer bringen, so werden sie herzukommen und werden sich daran freuen, und das thut kein Mann.“ Dem König gefiel der Rath, und er er ließ die Spinnräder ins Vorzimmer stellen.

Der Diener aber, ders redlich mit den Jägern meinte, ging hin und entdeckte ihnen den Anschlag. Da sprach die Königstochter, als sie allein waren, zu ihren elf Mädchen: „thut euch Gewalt an, und blickt nicht einmal nach den Spinnrädern.“ Wie nun der König am andern Morgen seine zwölf Jäger rufen ließ, so kamen sie durch das Vorzimmer und sahen die Spinnräder gar

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_367.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)