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wünsche mir elf Mädchen, von Angesicht, Gestalt und Wuchs mir völlig gleich.“ Sprach der König: „wenns möglich ist, solls erfüllt werden,“ und ließ in seinem ganzen Reich so lange suchen, bis elf Jungfrauen gefunden waren, seiner Tochter von Angesicht, Gestalt und Wuchs völlig gleich.

Als sie zu der Königstochter kamen, ließ diese zwölf Jägerkleider machen, eins wie das andere, und die elf Jungfrauen mußten die Jägerkleider anziehen und sie selber zog das zwölfte an. Und darauf nahm sie Abschied von ihrem Vater und ritt mit ihnen fort, und ritt an den Hof ihres ehemaligen Bräutigams, den sie so sehr liebte. Da fragte sie an, ob er Jäger brauche! und ob er sie alle zusammen nicht in seinen Dienst nehmen wollte. Der König sah sie an und erkannte sie nicht, weil es aber so schöne Leute waren, sprach er ja, er wollte sie gerne nehmen, und da waren sie die zwölf Jäger des Königs.

Der König aber hatte einen Löwen, das war ein wunderliches Thier, denn er wußte alles Verborgene und Heimliche. Es trug sich zu, daß er eines Abends zum König sprach: „du meinst du hättest da zwölf Jäger?“ „Ja, sagte der König, zwölf Jäger sinds.“ Sprach der Löwe weiter: „du irrst dich, das sind zwölf Mädchen.“ Antwortete der König: „das ist nimmermehr wahr, wie willst du mir das beweisen?“ „O laß nur Erbsen in dein Vorzimmer streuen, antwortete der Löwe, da wirst du’s gleich sehen, Männer haben einen festen Tritt, wenn die darüber hingehen, regt sich keine, aber Mädchen, die trippeln und trappeln

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_366.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)