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da kamen sie und rollten das Faß nach dem Wasser hin. Als das Faß zu rollen anfing, rief der Schäfer: „ich will ja gern Schultheiß werden! ich will ja gern Schultheiß werden!“ sie glaubten nicht anders, als das Bürle schrie so, und sprachen: „das meinen wir auch, aber erst sollst du dich da unten umsehen!“ und rollten das Faß ins Wasser hinein.

Darauf gingen die Bauern heim und wie sie ins Dorf kamen, so kam auch das Bürle daher, und trieb eine Heerde Schafe ruhig ein und war ganz zufrieden. Da erstaunten die Bauern und sprachen: „Bürle, wo kommst du her? kommst du aus dem Wasser?“ „Freilich, antwortete das Bürle, ich bin versunken tief, tief, bis ich endlich auf den Grund kam, ich stieß dem Faß den Boden aus, und kroch heraus, da waren schöne Wiesen, auf denen viele Lämmer weideten, davon bracht ich mir die Heerde mit.“ Sprachen die Bauern: „sind noch mehr da?“ „O ja, sagte das Bürle, mehr als ihr brauchen könnt.“ Da verabredeten sich die Bauern, daß sie sich auch Schafe holen wollten, jeder eine Heerde; der Schultheiß aber sagte: „ich komm zuerst.“ Nun gingen sie zusammen zum Wasser, da standen gerade am blauen Himmel kleine Flockwolken, die man Lämmerchen nennt, die spiegelten sich im Wasser ab, da riefen die Bauern: wir sehen schon die Schafe unten auf dem Grund!“ der Schulz drängte sich hervor und sagte: „nun will ich zuerst hinunter und mich umsehen, wenns gut ist, will ich euch rufen.“ Da sprang er hinein, „plump,“ klang es im Wasser. Sie meinten nicht anders, als er riefe ihnen zu: „kommt!“ und der ganze Haufe stürzte in einer Hast

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_343.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)