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hinein, zerhackte sie, daß ihr rothes Blut auf der Erde floß und warf sie zu den übrigen ins Becken.

„Jetzt will ich mir die zweite holen,“ sprach der Hexenmeister, ging wieder in Gestalt eines armen Mannes vor das Haus und bettelte. Da brachte ihm die zweite ein Stück Brot und er fing sie wie die erste durch ein bloßes Anrühren, trug sie hinaus und mordete sie in der Blutkammer, weil sie hineingeschaut hatte. Da ging er, die dritte Schwester noch zu fangen und brachte sie auch hinaus. Die dritte aber war klug und listig; als er ihr nun die Schlüssel und das Ei gegeben hatte und fortgereist war, hob sie das Ei erst auf und verschloß es und ging dann in die verbotene Kammer. Ach, was sah sie! ihre beiden lieben Schwestern jämmerlich ermordet in dem Becken liegen. Aber sie hub an und suchte ihre Glieder zusammen und legte sie zurecht, Kopf, Leib, Arm und Beine. Und als nichts mehr fehlte, da fingen die Glieder an sich zu regen und schlossen sich an einander und beide Mädchen öffneten die Augen und wurden wieder lebendig. Da freuten sie sich, küßten und herzten einander, aber die jüngste führte sie heraus und versteckte sie. Als der Mann zurückkam, forderte er die Schlüssel und das Ei und als er an diesem keine Spur von Blut entdecken konnte, sprach er: „du hast die Probe bestanden, du sollst meine Braut seyn.“ „Ja, antwortete sie, aber du mußt mir versprechen, vorher einen Korb voll Gold meinem Vater und meiner Mutter auf deinem Rücken hinzutragen, derweil will ich die Hochzeit bestellen.“ Darauf ging sie in ihr Kämmerlein, wo sie ihre Schwestern versteckt hatte und sprach: „jetzt

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_226.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)