Seite:De Kinder und Hausmärchen Grimm 1819 V1 172.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

es der Jüngling und hob den großen Schatz, worauf die wilden Hunde verschwanden. Nun ward ihm die schöne Jungfrau angetraut und sie lebten vergnügt zusammen.

Ueber eine Zeit setzte er sich mit ihr in einen Wagen und wollte nach Rom fahren; auf dem Weg kamen sie an einem Sumpf vorbei, in welchem Frösche saßen und quackten. Der junge Graf verstand was sie sprachen und war ganz nachdenklich und traurig, sagte aber die Ursache seiner Frau nicht. Endlich gelangten sie in Rom an, da war gerade der Pabst gestorben und unter den Kardinälen großer Zweifel, wen[1] sie zum Nachfolger bestimmen sollten. Sie wurden zuletzt einig, derjenige, an dem sich ein göttliches Wunderzeichen offenbaren würde, sollte zum Pabst erwählt werden. Und als sie das eben beschlossen, in demselben Augenblick trat der junge Graf in die Kirche und plötzlich flogen zwei schneeweiße Tauben auf jede seiner Schultern und blieben da sitzen. Wie das die Geistlichkeit sah, erkannte sie das Zeichen Gottes und frug ihn auf der Stelle, ob er ihr Pabst werden wolle? er war unschlüßig und wußte nicht, ob er dessen würdig sey, aber die Tauben redeten ihm zu, daß er es thun mögte und er antwortete: ja! Da wurde er gesalbt und geweiht und so war eingetroffen, was ihm die Frösche unterwegs gesagt hatten, und worüber er so bestürzt geworden, daß er der heilige Pabst werden sollte. Darauf mußte er eine Messe singen und wußte kein Wort davon, aber die zwei Tauben saßen ihm stets auf den Schultern und redeten ihm jedes Wort in das Ohr, das er zu sagen hatte.


  1. Vorlage: wem (Druckfehler. Siehe S. 440)
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_172.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)