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war gestorben. Nun brachten die Kinder Reichthümer genug mit und sie brauchten für Essen und Trinken nicht mehr zu sorgen.


16.


Die drei Schlangenblätter.


Es war einmal ein armer Mann, der hatte einen einzigen Sohn, er konnte ihn aber nicht mehr ernähren. Da sprach der Sohn: „lieber Vater, es geht euch so kümmerlich, ihr könnt mir das Brot nicht mehr geben, ich will fort und sehen, wie ich mir durch die Welt helfe.“ Da gab ihm der Vater seinen Segen und nahm mit großer Trauer Abschied, der Sohn aber ward Soldat und zog mit ins Feld. Als er vor den Feind kam, da gings scharf her und regnete blaue Bohnen, daß seine Kammeraden von allen Seiten niederstürzten. Endlich fiel auch ihr Anführer, da wollten die übrigen fliehen, aber der Jüngling trat heraus, sprach ihnen Muth ein und rief: „unser Vaterland wollen wir nicht lassen!“ Da folgten sie ihm und er drang ein und schlug den Feind. Wie die Nachricht zum König kam, daß dieser allein die Schlacht gewonnen hätte, erhob er ihn, machte ihn zu einem mächtigen und angesehenen Manne und gab ihm große Schätze.

Dieser König hatte eine schöne aber wunderliche Tochter, die einen seltsamen Schwur gethan. Wer nämlich ihr Herr und Gemahl werden wolle, müsse versprechen, sie nicht zu überleben, also daß wenn sie zuerst stürbe, er sich lebendig mit ihr müße begraben lassen; dagegen wollte sie ein gleiches thun, wenn er zuerst stürbe.

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_088.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)