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Brot, die ich ausgestreut habe, die zeigen uns den Weg nach Haus.“ Der Mond ging auf, wie aber Hänsel nach den Bröcklein sah, da waren sie weg, die viel tausend Vöglein in dem Wald, die hatten sie gefunden und aufgepickt. Hänsel meinte doch den Weg nach Haus zu finden und zog die Grethel mit sich, aber sie verirrten sich bald in der großen Wildniß und gingen die Nacht und den ganzen Tag, da schliefen sie vor Müdigkeit ein. Dann gingen sie noch einen Tag, aber kamen nicht aus dem Wald heraus, und waren so hungrig, denn sie hatten nichts zu essen, als ein paar kleine Beerlein, die auf der Erde standen.

Als sie am dritten Tage wieder bis zu Mittag gegangen waren, da kamen sie an ein Häuslein, das war ganz aus Brod gebaut und war mit Kuchen gedeckt, und die Fenster waren von hellem Zucker. „Da wollen wir uns niedersetzen und uns satt essen, sagte Hänsel; ich will vom Dach essen, iß du vom Fenster, Grethel, das ist fein süß für dich.“ Wie nun Grethel an dem Zucker knuperte, rief drinnen eine feine Stimme:

„knuper, knuper, Kneischen!
„wer knupert an meinem Häuschen!“

Die Kinder antworteten:

„der Wind! der Wind!
„das himmlische Kind!“

Und aßen weiter. Grethel brach sich eine ganze runde Fensterscheibe heraus und Hänsel riß sich ein gewaltig Stück Kuchen vom Dach ab. Da ging die Thüre auf und eine steinalte Frau kam herausgeschlichen. Hänsel und Grethel erschracken so gewaltig,

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_084.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)