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einen Sohn und als die Stiefmutter, die gehört hatte, was für ein Glück ihm zu Theil geworden, das vernahm, so kam sie mit ihrer Tochter gegangen und that, als wollten sie einen Besuch machen. Als aber der König einmal hinausgegangen und sonst niemand zugegen war, packte das böse Weib sie am Kopf und ihre Tochter an den Füßen, hoben sie aus dem Bett und warfen sie zum Fenster hinaus in den vorbei fließenden Strom. Dann nahm sie ihre häßliche Tochter, legte sie ins Bett und deckte sie bis über den Kopf[1] zu. Als der König wieder zurück kam und mit seiner Frau sprechen wollte, rief die Alte: „still, still! jetzt geht das nicht, sie liegt in großem Schweiß, ihr müßt sie heute ruhen lassen.“ Der König dachte nichts böses dabei und kam erst den andern Morgen wieder, und wie er mit seiner Frau sprach und sie ihm antworten mußte, sprang bei jedem Wort eine Kröte hervor, während sonst ein Goldstück herausgefallen war. Da fragte er, was das wäre, aber die Alte sprach, das hätte sie von dem großen Schweiß gekriegt und würde sich schon wieder verlieren.

In der Nacht aber sah der Küchenjunge, wie eine Ente durch die Goße geschwommen kam und sprach:

„König, was machst du?
schläfst[2] du, oder wachst du?“

Und als er keine Antwort gab, sprach sie:

„was machen meine Gäste?“

Da antwortete der Küchenjunge:

„Sie schlafen feste.“


  1. Vorlage: Kogf (Druckfehler. Siehe S. 440)
  2. Vorlage: schläfts (Druckfehler. Siehe S. 440)
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_075.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)