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wenn Barnabas wieder, aller Verantwortung und Gefahr deutlich sich bewußt, lächelnd und sanft sich von mir losmachen würde, um zu gehen, ich würde ihn auch heute nicht zurückhalten, trotz aller Erfahrungen der Zwischenzeit und ich glaube, auch du an meiner Stelle könntest nicht anders. Du kennst nicht unsere Not, deshalb tust du uns, vor allem aber Barnabas, unrecht. Wir hatten damals mehr Hoffnung als heute, aber groß war unsere Hoffnung auch damals nicht, groß war nur unsere Not und ist es geblieben. Hat dir denn Frieda nichts über uns erzählt?“ „Nur Andeutungen,“ sagte K., „nichts Bestimmtes, aber schon euer Name erregt sie.“ „Und auch die Wirtin hat nichts erzählt?“ „Nein, nichts.“ „Und auch sonst niemand?“ „Niemand.“ „Natürlich, wie könnte jemand etwas erzählen. Jeder weiß etwas über uns, entweder die Wahrheit, soweit sie den Leuten zugänglich ist, oder wenigstens irgendein übernommenes oder meist selbst erfundenes Gerücht, und jeder denkt an uns mehr als nötig ist, aber geradezu erzählen wird es niemand, diese Dinge in den Mund zu nehmen scheuen sie sich. Und sie haben recht darin. Es ist

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_357.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)