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Gegenwart gesprochen werde, sondern daß man ihr auch freiwillig alles zuteile. „Das ist wahr,“ sagte Olga, ernster werdend, „wahrer als du glaubst. Amalia ist jünger als ich, jünger auch als Barnabas, aber sie ist es, die in der Familie entscheidet, im Guten und im Bösen, freilich, sie trägt es auch mehr als alle, das Gute wie das Böse.“ K. hielt das für übertrieben, eben hatte doch Amalia gesagt, daß sie sich z. B. um des Bruders Angelegenheiten nicht kümmere, Olga dagegen alles darüber wisse. „Wie soll ich es erklären,“ sagte Olga, „Amalia kümmert sich weder um Barnabas noch um mich, sie kümmert sich eigentlich um niemanden außer um die Eltern, sie pflegt sie bei Tag und Nacht, jetzt hat sie wieder nach ihren Wünschen gefragt und ist in die Küche für sie kochen gegangen, hat sich ihretwegen überwunden aufzustehen, denn sie ist schon seit Mittag krank und lag hier auf der Bank. Aber trotzdem sie sich nicht um uns kümmert, sind wir von ihr abhängig, so, wie wenn sie die Älteste wäre, und wenn sie uns in unseren Dingen raten würde, würden wir ihr gewiß folgen, aber sie tut es nicht, wir sind ihr fremd. Du hast doch viel Menschenerfahrung, du kommst aus der

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_329.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)