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wegzudrängen, sehe aber klar die Hoffnungslosigkeit solcher Anstrengung und dabei war es ja eigentlich gar nicht mehr ich, die betrogen wurde, nicht einmal betrogen wurde ich schon, sondern die fremde Frau. Und als ich mich dann noch aufraffte und Hans fragte, was er werden wolle und er sagte, er wolle werden wie du, dir also schon so vollkommen gehörte, was war denn jetzt für ein großer Unterschied zwischen ihm, dem guten Jungen, der hier mißbraucht wurde, und mir, damals im Ausschank?“

„Alles,“ sagte K., durch die Gewöhnung an den Vorwurf hatte er sich gefaßt, „alles, was du sagst, ist in gewissem Sinne richtig, unwahr ist es nicht, nur feindselig ist es. Es sind Gedanken der Wirtin, meiner Feindin, auch wenn du glaubst, daß es deine eigenen sind, das tröstet mich. Aber lehrreich sind sie, man kann noch manches von der Wirtin lernen. Mir selbst hat sie es nicht gesagt, obwohl sie mich sonst nicht geschont hat, offenbar hat sie dir diese Waffe anvertraut, in der Hoffnung, daß du sie in einer für mich besonders schlimmen oder entscheidungsreichen Stunde anwenden würdest. Mißbrauche ich dich, so mißbraucht sie dich

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_305.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)