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„Vielleicht,“ sagte die Wirtin, „ich weiß es nicht, ich kümmerte mich nie darum.“

„Es muß aber doch so gewesen sein,“ sagte K., „wenn die Familie bereit war, solche Opfer zu bringen und das Wirtshaus einfach ohne Sicherung in Ihre Hände zu geben.“

„Es war nicht unvorsichtig, wie sich später gezeigt hat“, sagte die Wirtin. „Ich warf mich in die Arbeit, stark war ich, des Schmiedes Tochter, ich brauchte nicht Magd nicht Knecht, ich war überall, in der Wirtsstube, in der Küche, im Stall, im Hof, ich kochte so gut, daß ich sogar dem Herrenhof Gäste abjagte. Sie waren Mittag noch nicht in der Wirtsstube, Sie kennen nicht unsere Mittagsgäste, damals waren noch mehr, seither haben sich schon viele verlaufen. Und das Ergebnis war, daß wir nicht nur den Pachtzins richtig zahlen konnten, sondern nach einigen Jahren das Ganze kauften und es heute fast schuldenfrei ist. Das weitere Ergebnis freilich war, daß ich mich dabei zerstörte, herzkrank wurde und nun eine alte Frau geworden bin. Sie glauben vielleicht, daß ich viel älter als Hans bin, aber in Wirklichkeit ist er nur zwei oder drei Jahre jünger und wird

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_159.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)