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fielen hin. Dort lagen sie, aber nicht so hingegeben wie damals in der Nacht. Sie suchte etwas und er suchte etwas, wütend, Grimassen schneidend, sich mit dem Kopf einbohrend in der Brust des andern suchten sie, und ihre Umarmungen und ihre sich aufwerfenden Körper machten sie nicht vergessen, sondern erinnerten sie an die Pflicht zu suchen, wie Hunde verzweifelt im Boden scharren, so scharrten sie an ihren Körpern, und hilflos enttäuscht, um noch letztes Glück zu holen, fuhren manchmal ihre Zungen breit über des andern Gesicht. Erst die Müdigkeit ließ sie still und einander dankbar werden. Die Mägde kamen dann auch herauf, „sieh, wie die hier liegen“, sagte eine und warf aus Mitleid ein Tuch über sie.

Als sich später K. aus dem Tuche freimachte und umhersah, waren - das wunderte ihn nicht - die Gehilfen wieder in ihrer Ecke, ermahnten, mit dem Finger auf K. zeigend, einer den anderen zum Ernst und salutierten - aber außerdem saß dicht beim Bett die Wirtin und strickte an einem Strumpf, eine kleine Arbeit, welche zu ihrer riesigen, das Zimmer fast verdunkelnden Gestalt wenig paßte. „Ich warte schon lange“, sagte sie

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag. 1926, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_087.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)