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wurde, gar nicht zusammenhängender Blick über K. hin - „ich bin doch seine Geliebte.“ „Klamms Geliebte“, sagte K. Sie nickte. „Dann sind Sie“, sagte K. lächelnd, um nicht allzuviel Ernst zwischen ihnen aufkommen zu lassen, „für mich eine sehr respektable Person.“ „Nicht nur für Sie“, sagte Frieda, freundlich, aber ohne sein Lächeln aufzunehmen. K. hatte ein Mittel gegen ihren Hochmut und wandte es an, er fragte: „Waren Sie schon im Schloß?“ Es verfing aber nicht, denn sie antwortete: „Nein, aber ist es nicht genug, daß ich hier im Ausschank bin?“ Ihr Ehrgeiz war offenbar toll und gerade an K., so schien es, wollte sie ihn sättigen. „Freilich,“ sagte K., „hier im Ausschank, Sie versehen ja die Arbeit des Wirtes.“ „So ist es,“ sagte sie, „und begonnen habe ich als Stallmagd im Wirtshaus zur Brücke.“ „Mit den zarten Händen“, sagte K. halb fragend und wußte selbst nicht, ob er nur schmeichelte oder auch wirklich von ihr bezwungen war. Ihre Hände allerdings waren klein und zart, aber man hätte sie auch schwach und nichtssagend nennen können. „Darauf hat damals niemand geachtet,“ sagte sie, „und selbst jetzt-.“ K. sah sie fragend an.

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag. 1926, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_071.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)