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vollen Haaren, konnte aber den Kopf nicht mehr heben. „Wer ist das?“ fragte K., „Der Graf?“ K. stand vor dem Bild und blickte sich gar nicht nach dem Wirt um. „Nein,“ sagte der Wirt, „der Kastellan.“ „Einen schönen Kastellan haben sie im Schloß, das ist wahr,“ sagte K., „schade, daß er einen so mißratenen Sohn hat.“ „Nein,“ sagte der Wirt, zog K. ein wenig zu sich herunter und flüsterte ihm ins Ohr: „Schwarzer hat gestern übertrieben, sein Vater ist nur ein Unterkastellan und sogar einer der letzten.“ In diesem Augenblick kam der Wirt K. wie ein Kind vor. „Der Lump!“ sagte K. lachend, aber der Wirt lachte nicht, sondern sagte: „Auch sein Vater ist mächtig.“ „Geh,“ sagte K. „du hältst jeden für mächtig. Mich etwa auch?“ „Dich“, sagte er schüchtern, aber ernsthaft, „halte ich nicht für mächtig.“ „Du verstehst aber doch recht gut zu beobachten,“ sagte K., „mächtig bin ich nämlich im Vertrauen gesagt wirklich nicht. Und habe infolgedessen vor den Mächtigen wahrscheinlich nicht weniger Respekt als du, nur bin ich nicht so aufrichtig wie du und will es nicht immer eingestehen.“ Und K. klopfte dem Wirt, um ihn zu trösten und sich geneigter

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag. 1926, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_012.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)