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Wenn ich hier alle Richter nebeneinander auf eine Leinwand male und Sie werden sich vor dieser Leinwand verteidigen, so werden Sie mehr Erfolg haben, als vor dem wirklichen Gericht.“ „Ja,“ sagte K. für sich und vergaß, daß er den Maler nur hatte ausforschen wollen.

Wieder begann ein Mädchen hinter der Tür zu fragen: „Titorelli, wird er denn nicht schon bald weggehn.“ „Schweigt,“ rief der Maler zur Tür hin, „seht Ihr denn nicht, daß ich mit dem Herrn eine Besprechung habe.“ Aber das Mädchen gab sich damit nicht zufrieden, sondern fragte: „Du wirst ihn malen?“ Und als der Maler nicht antwortete, sagte sie noch: „Bitte, mal’ ihn nicht, einen so häßlichen Menschen.“ Ein Durcheinander unverständlicher zustimmender Zurufe folgte. Der Maler machte einen Sprung zur Tür, öffnete sie bis zu einem Spalt – man sah die bittend vorgestreckten gefalteten Hände der Mädchen – und sagte: „Wenn Ihr nicht still seid, werfe ich euch alle die Treppe hinunter. Setzt Euch hier auf die Stufen und verhaltet Euch ruhig.“ Wahrscheinlich folgten sie nicht gleich, so daß er kommandieren mußte: „Nieder auf die Stufen!“ Erst dann wurde es still.

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Franz Kafka: Der Prozess. Berlin: Verlag die Schmiede, 1925, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Proze%C3%9F_261.jpg&oldid=- (Version vom 8.4.2018)