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Sache nicht,“ sagte K. Er mußte trotz allem lächeln und schüttelte langsam den Kopf. „Es kommt auf viele Feinheiten an, in die sich das Gericht verliert. Zum Schluß aber zieht es von irgendwoher, wo ursprünglich gar nichts gewesen ist, eine große Schuld hervor.“ „Ja, ja, gewiß,“ sagte der Maler, als störe K. unnötigerweise seinen Gedankengang. „Sie sind aber doch unschuldig?“ „Nun ja,“ sagte K. „Das ist die Hauptsache.“ sagte der Maler. Er war durch Gegengründe nicht zu beeinflussen, nur war es trotz seiner Entschiedenheit nicht klar, ob er aus Überzeugung oder nur aus Gleichgültigkeit so redete. K. wollte das zunächst feststellen und sagte deshalb: „Sie kennen ja gewiß das Gericht viel besser als ich, ich weiß nicht viel mehr, als was ich darüber, allerdings von ganz verschiedenen Leuten, gehört habe. Darin stimmten aber alle überein, daß leichtsinnige Anklagen nicht erhoben werden, und daß das Gericht, wenn es einmal anklagt, fest von der Schuld des Angeklagten überzeugt ist und von dieser Überzeugung nur schwer abgebracht werden kann.“ „Schwer?“ fragte der Maler und warf eine Hand in die Höhe. „Niemals ist das Gericht davon abzubringen.

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Franz Kafka: Der Prozess. Berlin: Verlag die Schmiede, 1925, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Proze%C3%9F_260.jpg&oldid=- (Version vom 1.6.2018)