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„Josef K.?“ fragte der Aufseher, vielleicht nur um K.s zerstreute Blicke auf sich zu lenken. K. nickte. „Sie sind durch die Vorgänge des heutigen Morgens wohl sehr überrascht,“ fragte der Aufseher und verschob dabei mit beiden Händen die paar Gegenstände, die auf dem Nachttischchen lagen, die Kerze mit Zündhölzchen, ein Buch und ein Nadelkissen, als seien es Gegenstände, die er zur Verhandlung benötige. „Gewiß,“ sagte K. und das Wohlgefühl, endlich einem vernünftigen Menschen gegenüberzustehen und über seine Angelegenheit mit ihm sprechen zu können, ergriff ihn, „gewiß, ich bin überrascht, aber ich bin keineswegs sehr überrascht.“ „Nicht sehr überrascht?“ fragte der Aufseher und stellte nun die Kerze in die Mitte des Tischchens, während er die andern Sachen um sie gruppierte. „Sie mißverstehen mich vielleicht,“ beeilte sich K. zu bemerken. „Ich meine“ – Hier unterbrach sich K. und sah sich nach einem Sessel um. „Ich kann mich doch setzen?“ fragte er. „Es ist nicht üblich,“ antwortete der Aufseher. „Ich meine,“ sagte nun K. ohne weitere Pause, „ich bin allerdings sehr überrascht, aber man ist, wenn man 30 Jahre auf der Welt ist und sich allein hat durchschlagen

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Franz Kafka: Der Prozess. Berlin: Verlag die Schmiede, 1925, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Proze%C3%9F_018.jpg&oldid=- (Version vom 8.4.2018)