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einer Stube schlafen“ „Wir waren glücklich, wenn wir Erdäpfel hatten“ „Jahrelang hatte ich wegen ungenügender Winterkleidung offene Wunden an den Beinen“ „Als kleiner Junge musste ich schon nach Pisek ins Geschäft“ „Von zuhause bekam ich gar nichts, nicht einmal beim Militär, ich schickte noch Geld nachhause“ „Aber trotzdem, trotzdem - der Vater war mir immer der Vater. Wer weiss das heute! Was wissen die Kinder! Das hat niemand gelitten! Versteht das heute ein Kind?“ Solche Erzählungen hätten unter andern Verhältnissen ein ausgezeichnetes Erziehungsmittel sein können, sie hätten zum Überstehen der gleichen Plagen und Entbehrungen, die der Vater durchgemacht hatte, aufmuntern und kräftigen können. Aber das wolltest Du doch gar nicht, die Lage war ja eben durch das Ergebnis Deiner Mühe eine andere geworden, Gelegenheit sich in der Weise auszuzeichnen, wie Du es getan hattest, gab es nicht. Eine solche Gelegenheit hätte man erst durch Gewalt und Umsturz schaffen müssen, man hätte von zuhause ausbrechen müssen (vorausgesetzt dass man die Entschlussfähigkeit und

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Franz Kafka: Brief an den Vater, Seite 12a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Brief_an_den_Vater_045.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)