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26. Eines geilen Menschen.

     Hier liegt ein geiler Mann / so der verkehrten Weldt /
     Den grif der schlipffrigkeit hat künstlich fürgestelt /
Die Venus / daß ihr Sohn den Bogen besser dehne /
Nam ihr verbuhltes Glied / und gab es ihm zur sehne.

27. Einer Hebammen.

     Durch meine kluge Handt lebt eine junge Welt /
     Viel waß mich jetzt betrübt / daß hab ich auffgestelt.
Rühmt / Rühmt euch Heldinen; Doch sagt wie sichs gebühret /
Ihr habt viel abgeführt und ich viel auffgeführet.

28. Einer Mutter in Kindeßnöthen gestorben.

Dem ich das Leben gab der hat es mir genommen /
Ich bin durch die gebührt an diese Stätt gekommen /
Doch wil ich diese schmach nicht unbeklagt vertragen /
Ich wil es alsobald der Grossen Mutter sagen.

29. Einer unkeüschen Ehefrawen.

     Sieh’ erstlich deinen Leib und den die Grab-Schrifft an /
     In dehm nicht jederman alhier bestehen kan:
Hier liegt ein geiles Weib / so schmertzlich hat gebethen /
Es soll kein Joseph nicht zu ihrem Grabe treten.

30. Eines Wochen Kindes.

     Ich Grüste kaum die Welt und dessen weite Pracht /
     So zwang mich meine schuld / zu geben guthe nacht /
Das Früstück hat ich kaum in meinen Mundt genommen /
Da war die Paßport mier schon in die Hände kommen.

Empfohlene Zitierweise:
anonym (Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau): Hundert Grab-Schrifften.. , Breslau (?) 1662, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_HvW_Grabschriften_19.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)