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16. Einer unbestendigen Jungfrawen.

Mein Leben endert ich nach meiner Augenblicke /
Mit unbestendigkeit beschämt ich daß gelücke.
     Die gröste büberey hat mier der Todt gethan
     Die weil ich dieses Grab nicht auch verändern kan.

17. Einer Lustiegen Jungfrawen.

Hier liegt Flavia bey Tausenden begraben /
Ihr Mund hat nie gewunscht ein eigen Grab zu haben /
     Sie hatt der Freunde Hand zu schreiben auff den Stein /
     Gleich wie der Cörper wahr / so soll die Grabstät seyn.

18. Einer Verbuhlten.

     Die vor geschencktes Geld entblöste Schoß und Brust /
     Macht der ergrimte Todt / zu des Gewurmes kost /
Ihr buhler last alhier die Trähnen-ströme fliessen /
So kan noch mancher Wurm bey Speise Tranck geniessen.

19. Eines Alten Bräutigams.

Cupido jagte mier die Pheile nach dem Hertzen /
Er gab mier wehnig Krafft / und nicht geringe Schmertzen /
     Der wille war bereit die Kräffte fehlten mier /
     Mein Lieb Küst frisches Fleisch / ich faule schon alhier.

20. Einer Alten Braut.

     Mein Liebster hieß mich Braut / und meinte nur das Geldt /
     Die Pest rieß mich von ihm und ließ ihn in der Welt /
Der Todt saß in der Schoß der Winter in den Beinen /
Ist Todt und Winter hier / so mag ein ander weinen.

Empfohlene Zitierweise:
anonym (Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau): Hundert Grab-Schrifften.. , Breslau (?) 1662, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_HvW_Grabschriften_17.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)