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11. Zweyer Verliebten.

Hier sindt zwey liebende in dieser Grufft begraben /
So lange zwahr gebuhlt / doch nie genossen haben.
     Und rieß der grimme Todt gleich ihre hoffnung ein /
     So muste doch ihr Leib alhier vermischet seyn.

12. Eines Verliebten.

Der hier begraben liegt ist auß der Buhler orden /
Nicht wunder dich zu sehr / das es zur Aschen worden /
     Sein Leib war voller Gluth und voller Flammenschein /
     Wie sollte dan der Mensch nicht Asche worden seyn.

13. Der Jungferschafft.

     Viel machten viel auß mier viel Lachten nur dazu /
     Ich wahr / Ich war auch nicht, jetzt lieg ich in der Ruh /
Doch will ich meinen Todt zu melden nicht verschieben /
Ich bin durch einen Ritt im Ringelrennen blieben.

14. Einer Nonnen.

     Man nahm mier meinen Schmuck und ließ mier Fleisch und Bluth.
     Man schnit die Locken weg und ließ mier meine Gluth.
Im bethen hat mir stets der Glaube wollbehaget /
Weil er vom aufferstehn daß Fleisches etwas saget.

15. Einer Alten Magt.

     Ein ungebrauchtes Schloß / ein ungenutzter Heerdt /
     Ein Kecher ohne Pfeil ein unbeschritten Pferdt /
Die konten solte man sie recht und woll begraben /
Bey dieser alten Magd ein füglich leichmahl haben.

Empfohlene Zitierweise:
anonym (Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau): Hundert Grab-Schrifften.. , Breslau (?) 1662, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_HvW_Grabschriften_16.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)