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vorher alles dem Stineli erzählt hatte. Und wie sie zu Ende war, da hatten die drei alles völlig begriffen, und bei allen dreien ging ein unbeschreiblicher Jubel los, denn da war gar kein Hindernis mehr, daß Rico auf der Stelle in sein Haus einziehe und es nie wieder verlasse.

Mitten aus dem Jubel heraus aber sagte Rico:

„Weil doch alles so ist, Frau Menotti, so muß ja nun gar nichts anders werden in dem Hause; ich komme nun auch und bin daheim hier, und wir bleiben so zusammen, und Ihr seid unsere Mutter.“

„O Rico, daß du es bist, daß du es bist! Wie hat doch der liebe Gott das alles so schön herausgeführt! Daß ich es alles dir zu übergeben habe und doch dableiben kann mit dem besten Gewissen. Ich will dir auch eine Mutter sein, Rico, sieh, du bist mir ja auch lange schon lieb wie ein eigenes Kind. Jetzt mußt du mich auch Mutter nennen, und das Stineli auch, und wir sind die glücklichste Haushaltung in ganz Peschiera.“

„Jetzt müssen wir unser Lied fertig singen“, rief der Silvio, dem es so ums Singen und Jauchzen war, daß er einen Ausweg haben mußte, und Rico und Stineli begannen noch einmal den Gesang in der größten Fröhlichkeit, denn es war ihnen nicht minder wohl ums Herz. Als sie aber damit fertig waren, sagte Stineli:

„Nun möchte ich noch ein Lied mit dir singen, Rico; weißt du, was für eines?“

„Ja, ich weiß es“, antwortete Rico, „und ich will auch gern mithalten; wir wollen gleich beim Vers der Großmutter anfangen“, und er stimmte an und sang so schön und tief heraus, wie er noch gar nie gesungen hatte, und Stineli sang mit seinem ganzen Herzen dazu:

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_121.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)