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und es war auch, als machten sie ihn wieder traurig, denn er schaute auf seine Geige mit einer Düsterkeit, als tue sie ihm das größte Leid an.

Auf einmal steckte er seinen Bogen weg, lang noch ehe es zehn geschlagen hatte, und sagte: „Ich will gehen.“

Frau Menotti wollte ihn festhalten, sie begriff nicht, was ihm einfiel. Stineli hatte ihn immer angesehen, während er spielte; jetzt sagte es nur: „Ich gehe noch ein paar Schritte mit dir.“

„Nein!“ rief Silvio, „geh nicht fort, bleib da, Stineli!“

„Ja, ja, Stineli“, sagte Rico, „bleib du nur da und laß mich gehen!“

Dabei sah er Stineli gerade so an wie damals, als er vom Lehrer weg dem Holzstoß zu kam und sagte: „Es ist alles verloren!“

Stineli ging zu Silvios Bett und sagte leise: „Sei brav, Silvio; morgen erzähl' ich dir die allerlustigste Geschichte vom Peterli, aber mach jetzt keinen Lärm.“

Silvio hielt sich wirklich still, und Stineli ging dem Rico nach. Als sie am Gartenzaun standen, kehrte Rico sich um und deutete auf die erleuchtete Stube, die so wohnlich aussah vom Garten her, und sagte:

„Geh wieder, Stineli; dort gehörst du hinein und bist daheim dort, und ich gehöre auf die Straße, ich bin nur ein Heimatloser, und so wird es immer sein; darum laß mich nur gehen!“

„Nein, nein, so lass' ich dich nicht gehen; Rico, wo gehst du jetzt hin?“

„An den See“, sagte Rico und ging der Brücke zu. Stineli ging mit. Als sie an der Halde standen, hörten

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_110.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)