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Bette sitzen, es sagt lustige Worte und lacht mit den Augen.“

Da half nun keine Ermahnung, bis zuletzt die Mutter sagte: „So halt du jetzt das Stineli fest die ganze Nacht, daß es nicht schlafen kann, dann ist es morgen krank wie du und kann nicht aufstehen und du siehst es nicht mehr für lange Zeit.“

Da ließ Silvio endlich Stinelis Arm los, den er fest umklammert hatte, und sagte:

„Geh, schlaf, Stineli; aber komm früh am Morgen wieder!“

Das versprach Stineli; und nun zeigte Frau Menotti ihm ein sauberes Kämmerlein, das auf den Garten hinausschaute, von wo ein lieblicher Blumenduft durch das offene Fenster heraufstieg. –

Mit jedem Tage wurde das Stineli nun dem kleinen Silvio unentbehrlicher; wenn es nur zur Tür hinausging, so sah er das für ein Unglück an. Dafür war er aber auch ordentlich und gut, wenn es bei ihm war, und tat alles, was es ihn hieß, und plagte seine Mutter gar nicht mehr. Es war auch, als ob das nervöse Büblein wirklich seit Stinelis Ankunft seine großen Schmerzen verloren habe, denn noch hatte er nie gejammert, seit es an seinem Bette saß, und doch war nun schon mancher Tag hingegangen seit jenem ersten Abend, da es erschienen war.

Stineli hatte aber auch eine unerschöpfliche Fundgrube von Unterhaltungen, und alles, was es nur in die Hand nahm, und was es tat und sagte, wurde zur anmutigsten Kurzweil für den Silvio, denn das Stineli hatte sich von ganz klein auf nach den kleinen Kindern richten müssen und immerfort darauf bedacht sein, sie zufrieden zu erhalten mit

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_107.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)