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unbeschreiblich kurzweilig vorkam, denn es war wie ein Spiel, wo es immer etwas zu erraten gab.

Nun ging die Frau Menotti an den Kasten, wo alles bereit lag, was man zum Essen brauchte, Teller und Tischtuch und das kalte Huhn und die Früchte und der Wein. Sowie Stineli das bemerkte, lief es augenblicklich der Frau Menotti nach und trug herzu und deckte den Tisch und war so erstaunlich flink, daß der Frau Menotti gar nichts mehr übrig blieb zu tun, als nur verwundert zuzusehen; und bevor sie nur Zeit hatte zu denken, was nun folge, hatte schon der Silvio alles auf seinem Brett, verschnitten und vorgelegt ganz ordentlich, wie es sein mußte, und die rasche Bedienung gefiel dem Silvio.

Da setzte sich Frau Menotti hin und sagte: „So habe ich es lange nicht gehabt, aber jetzt komm und sitz auch, Stineli, und iß mit uns.“

Nun aßen alle fröhlich und saßen beisammen, so als hätten sie immer zueinander gehört und müßten auch immer so zusammenbleiben. Dann fing der Rico an von der Reise zu berichten, und derweilen stand Stineli auf und räumte leise alles wieder weg in den Kasten hinein, denn es wußte nun schon, wo jedes Ding seinen Platz hatte. Dann setzte es sich ganz nahe an Silvios Bett und machte Figuren mit seinen gelenkigen Fingern, so daß davon der Schatten auf die Wand fiel, und alle Augenblicke lachte der Silvio hell auf und rief aus: „Ein Hase! Ein Tier mit Hörnern! Eine Spinne mit langen Beinen!“

So verfloß der erste Abend so schnell und vergnüglich, daß keines begreifen konnte, wo die Zeit hingekommen war, als es nun zehn Uhr schlug. Rico stand auf vom Tisch, denn er wußte, daß er nun gehen mußte; es war aber

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_105.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)