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fortgehen, und dann kann ich ja wieder heimkommen.“

Das war ein guter Ausweg, nun waren auf einmal alle zufrieden. Der Vater und die Mutter dachten: wenn alles krumm gehe ohne das Stineli, so sei es doch nur für eine Zeit, die werde auch umgehen, und nachher sei es wieder da, und das Trudi dachte: „Sobald es wieder da ist, gehe ich, und dann können sie sehen, wann ich wiederkomme.“ Aber der Rico und das Stineli sahen einander an, und die helle Freude lachte ihnen aus den Augen.

Da der Vater die Sache nun als abgemacht ansah, stand er vom Tische auf und sagte: „Sie können dann morgen gehen, so weiß man, woran man ist.“

Aber die Mutter schlug einen großen Jammer auf und sagte, so schnell werde es ja nicht sein müssen, und jammerte immerfort, bis der Vater sagte: „So können sie am Montag gehen“, denn weiter hinaus wollte er es nicht verschieben, weil er dachte, es töne nun so fort, bis das Weggehen vorbei sei.

Für Stineli gab es nun Arbeit; das begriff der Rico wohl und er machte sich an den Sami und sagte ihm, er wolle sehen, ob es in Sils-Maria noch sei wie früher; und dann sollte er noch einen Sack und einen Korb von Sils herüberholen, da könnte ihm der Sami tragen helfen. So zogen sie aus. Zuerst stand Rico vor seinem ehemaligen Häuschen still und schaute die alte Haustüre an und den Hühnerstall; es war noch alles ganz gleich. Er fragte den Sami, wer drin wohne, ob die Base noch ganz allein sei. Aber die Base war schon lange fortgezogen, hinauf nach Silvaplana, und kein Mensch sah sie mehr, denn in Sils-Maria zeigte sie sich nie mehr.

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_099.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)