Seite:De Heimatlos (Spyri) 096.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Rico fremd und fragte, was ihm gefällig sei. Weder sie, noch eins der Kinder hatte ihn mehr erkannt. Jetzt traten auch Trudi und Sami in die Stube und grüßten im Vorbeigehen.

„Kennt ihr ihn denn alle nicht?“ brach nun das Stineli aus; „es ist ja der Rico!“

Jetzt ging das Verwundern von allen Seiten an, und man war gerade noch daran, als der Vater eintrat zum Essen.

Rico ging ihm entgegen und bot ihm die Hand. Der Vater nahm sie und schaute den Jungen an.

„Ist's etwa einer von den Verwandten?“ sagte er dann, denn er kannte diese nie so genau, wenn sie etwa kamen.

„Jetzt kennt ihn der Vater auch nicht“, sagte Stineli ein wenig empört. „Es ist ja der Rico, Vater!“

„So, so, das ist recht“, bemerkte der Vater und schaute ihn nun noch einmal an, von oben bis unten, dann fügte er bei: „Du darfst dich sehen lassen, hast du etwas von einer Hantierung gelernt? Komm, sitz zu mit uns, da kannst du's erzählen, wie es mit dir gegangen ist.“

Rico setzte sich nicht gleich, er schaute immer wieder nach der Tür; endlich fragte er zögernd: „Wo ist die Großmutter?“ Der Vater sagte, sie liege drüben in Sils, nicht weit vom alten Lehrer weg. Rico hatte wohl mit der Frage gezögert, weil er die Antwort fürchtete, da er die Großmutter nirgends sah. Er setzte sich nun zu Tisch mit den anderen, aber erst war er ganz still und essen konnte er auch nicht; er hatte die Großmutter so lieb gehabt.

Aber nun wollte der Vater etwas erzählen hören, wo der Rico hingekommen sei an jenem Tage, da sie nach

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_096.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)