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Berge hinaus, wo Rico hin mußte. Er wußte auch, wie man in die Berge hinaufkommen konnte, ohne nur auszusteigen und zu schlafen unterwegs. Den Weg machte er selbst und wollte den Rico mitnehmen, wenn er am Morgen mit dem ersten Zuge in Bergamo ankomme. Der Mann kannte auch alle Kutscher und Kondukteure und wollte für die Rückkehr den Jungen und seine Begleiterin den Leuten übergeben und anempfehlen, so daß sie sicher reisen würden.

So fand der Herr Pfarrer, man könne nun den Rico in Frieden ziehen lassen, und gab seinen Segen zu der Reise.

Als er aber schon am Gartenzaun stand, kehrte die Frau Menotti, die ihn begleitet hatte, noch einmal um und fragte voller Besorgnis: „Ach, Herr Pfarrer, wird auch sicher keine Lebensgefahr dabei sein, oder daß der Rico auf den verirrlichen Wegen sich verlieren könnte und dann in den wilden Bergen umherirren müßte?“

Der Herr Pfarrer beruhigte die Frau nochmals, und nun ging sie zurück und bedachte, was nun alles für den Rico zu tun sei. Dieser trat eben in den Garten ein, und das Freudengeschrei, welches ihm Silvio nun entgegensandte, war so erstaunlich, daß Rico in drei Sprüngen an dem Bett war, um zu sehen, was sich da ereignet habe.

„Was hast du? was hast du?“ fragte Rico immerzu, und Silvio rief in einem fort: „Ich will's sagen! Ich will's sagen!“ vor lauter Angst, die Mutter komme ihm zuvor. Diese ließ aber nun die Buben mit ihrer Freude allein und ging ihrem Geschäfte nach, denn das war nun das Wichtigste. Sie holte einen Reisesack hervor und stopfte unten hinein ein ungeheures Stück geräuchertes Fleisch und einen halben Laib Brot und ein großes Paket

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_090.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)