Seite:De Heimatlos (Spyri) 029.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und nach der Hochzeit wollte es auf der Stelle den Berg hinunter. Es schrieb dann etwa der Mutter, daß es ihm gut gehe und der Trevillo der beste Mann sei.

„Aber nach etwa fünf oder sechs Jahren trat eines Tages der Trevillo drüben in der Stube ein bei der Anne-Dete und hatte ein Büblein an der Hand und sagte: 'Da, Mutter, das ist noch das einzige, was ich vom Marie-Seppli habe; es liegt begraben dort unten mit seinen anderen kleinen Kindern. Der war sein erstes und sein liebstes.'

„So hat sie's mir erzählt. Dann sei er auf die Bank niedergesessen, wo er zuerst das Marie-Seppli gesehen hatte, und habe gesagt: da wolle er bleiben mit seinem Büblein, wenn's der Mutter recht sei; denn dort unten habe er's nicht mehr ausgehalten.

„Das war Freud' und Leid miteinander für die Anne-Dete. Der kleine Rico war etwas zu vier Jahren und war ein zahmes, nachdenkliches Büblein, ohne Lärm und Unart, es war ihre letzte Freude, ein Jahr nachher starb sie schon, und man riet dem Trevillo, die Base der Anne-Dete zu sich zu nehmen für den Haushalt und das Kind.“

„So, so“, machte der Lehrer, als die Großmutter schwieg; „das habe ich alles nicht so gewußt. Es kann nun sein, daß sich etwa Verwandte von dem Trevillo zeigen mit der Zeit, und man kann sie anhalten, etwas für den Knaben zu tun.“

„Verwandte“, seufzte die Großmutter, „die Base ist auch eine Verwandte, von ihr bekommt er wenig gute Worte im Jahr.“

Der Lehrer stand mühsam auf von seinem Sitz. „Mit mir geht's bergab, Nachbarin“, sagte er kopfschüttelnd; „ich weiß nicht, wo meine Kräfte hingekommen sind.“

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_029.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)