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Er wird sich nicht vermessen, mehr zu bieten als eine Meinung, neben der es sehr wohl andere gleich und besser berechtigte geben kann. Er wird insbesondere gewärtig sein müssen, daß die Einzelforschung fast regelmäßig über ihn hinauskommt.

Aber vielleicht kann eine Arbeit, die mit diesem Bewußtsein unternommen ist, doch nützen, vielleicht kann sie der Forschung in etwas die Wege weisen und eine eifrigere Bearbeitung der Probleme veranlassen, die hier liegen. Sie sind zahlreich und noch kaum erkannt. Daß es für den historiographischen Wert eines Geschichtswerkes gleichgültig ist, ob es für seine Zeit oder eine frühere sonst unbekannte Nachrichten bietet, ja sogar ob es vom Standpunkt unsrer heutigen Kenntnis historisch Richtiges enthält, diese Auffassung ist noch weit von allgemeiner Geltung entfernt. Und doch scheint mir nur von ihr aus ein Weiterkommen möglich. Daß sie auch für das Mittelalter neben die Betrachtung der Geschichtswerke als Quellen treten muß, hat Ludwig Traube in der Vorrede zum neuesten Wattenbach nachdrücklich betont. Was auf diesem Wege zu gewinnen ist, zeigen die historiographischen Abschnitte in Albert Haucks Kirchengeschichte Deutschlands.

Eine zusammenhängende Darstellung des von mir gewählten Themas hat in neuerer Zeit nur Wegele in seiner Geschichte der deutschen Historiographie gegeben. Es ist heute leicht, die Fehler dieses Werkes aufzuzeigen. Ich habe das nicht als meine Aufgabe betrachtet, und da ich mich auch sonst wenig mit dem Buche berühre, so wird auf den folgenden Blättern kaum hie und da von ihm die Rede sein. Um so mehr muß ich hier betonen, daß auch ich, wie so viele, Wegele die erste Übersicht über einen weit verstreuten und mühselig zu sammelnden Stoff verdanke. Auch er konnte, wie einer der ersten humanistischen Geschichtschreiber, von sich sagen: Aggregator ante me nullus.

In der Angabe von Literatur bin ich sparsam gewesen, ich zitiere nur, was mich gefördert hat. Dagegen habe ich die Belegstellen zum Teil ausgeschrieben, da ein großer Teil der von mir benutzten Quellen nicht überall zugänglich sein dürfte und es mir auch wünschenswert schien, die Schriftsteller häufiger reden zu lassen als es die Ökonomie des Textes gestattete. Dem gleichen Zweck soll eine kleine Sammlung