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Eine einigermaßen ausreichende Würdigung seiner wissenschaftlichen Tätigkeit fehlt. – Die zwei Hauptwerke, Caesares und Consules, hat sein Schüler Nikolaus Gerbel 1540 und 1552 veröffentlicht, den Caesares hat er eine nicht unwichtige Vita Cuspinians vorausgeschickt, auch das Vorwort Christoph Scheurls an Karl V. ist von Interesse. (Zu diesem ein erster Entwurf mit interessanten Abweichungen in Scheurls Briefbuch II, 240. Zur Ausgabe selbst der Brief II, 225 und für die erste Bekanntschaft I, 146.) Die Caesares-Ausgabe Gerbels aber ist durch Druck- und Lesefehler fast unbrauchbar, viel besser ist die, welche Wolfgang Hunger (s. über ihn Riezler, Gesch. Baierns VI, 412 ff.), vorbereitet und Albert Reyffenstein 1561 veröffentlicht hat. 1553 erschien durch Brusch die Austria mit den Türken-schriften (a. Horawitz, Bruschius 135 f.). – Ich zitiere nach der Ausgabe Frankfurt 1601 typis Wechelianis, die in drei Bänden alle diese Schriften wiederholt. – Zur Entstehungsgeschichte der Caesares notiere ich Folgendes:

Cuspinian erwähnt sie bereits 1512 als fertig (Reuchlins Briefwechsel 169, ebenso an Jacob de Banissis s. Laschitzer im Jahrbuch VII, 46) und bemerkt, daß er gerade an den Consules ex Cassiodoro arbeite. (S. auch Vadians Briefwechsel I, 90, wo Peter Eberbach sich Oktober 1511 nach der bevorstehenden Edition erkundigt.) In der Ausgabe der Panegyrici latini 1513 spricht dann sein Neffe Georg Cuspinian von seinem opus de consulibus et caesaribus Romanis usque ad nostra saecula, quod ad finem iam pene deduxit. 1515 aber erklärt Cuspinian in der Vorrede zum Otto von Freising, erst noch die andern Quellenschriftsteller herausgeben zu wollen, um seine Darstellung vor unberechtigten Angriffen zu schützen, und weist noch 1522 Scheurl, als dieser ihn zur Herausgabe auffordert, scharf ab (s. die Widmung Scheurls an Karl V.), trotzdem damals Consules und Caesares „iam bene absoluti“ waren [Aschbach II, 3061]. Als ihm aber 1525 bei dem großen Brande von Wien sein Haus eingeäschert wurde und er weiteres Unglück erlitt, dachte er schon aus finanziellen Gründen an die Veröffentlichung. Ein großer Brief an Pirckheimer (1526 nov. 25 Pirckheimeri Opp. ed. Goldast 252 ff.) gibt darüber Aufschluß. Danach bestand damals das Werk aus drei Teilen, den Consules, einer Kaisergenealogie und einer Kaisergeschichte. Cuspinian wünschte den Druck durch Koberger und dachte an eine Dedikation des ersten Teils an den Nürnberger Rat, „quia ante aliquot annos hinc prodierit Chronica mundi (Schedels Weltchronik), a quo merito discere possunt et duces et principes, imo et reges, quo pacto sint habenae nectendae [in(?) populum sibi subditum (der Text ist verderbt)], praesertim hoc nostro saeculo“. Pirckheimers Antwort (bei Hase, Die Koberger, Briefbuch CLI) schlug all seine Hoffnungen nieder (sein Brief vom 25. Januar 1527 l. s. c. 257). Ein Auszug, den er nach Hase, Koberger 173 hat erscheinen lassen, ist mir nicht bekannt geworden. Doch muß er bis zu seinem Tode 1529 an beiden Werken fortgearbeitet haben, daher die häufigen Verweisungen von einem auf das andere und Gerbels Irrtum, der die Consules in der Vita für das frühere Werk erklärt. (Einzelne Daten in den Caesares selbst, z. B. 56,26 Proximo anno cum haec scriberem, cum orator Caesaris Maximiliani ad Vladislaum regem Hungariae ivissem (1515?), 355,36 zu 1520, 465,59 zu 1521. Die Vita Maximilians ist 1522 geschrieben, s. S. 484 f.) 1528 erklärt er in der Austria (S. 56), daß er propediem edieren will. Dazu ist er nicht mehr gekommen, doch hat er die Einschaltung der Genealogie in das Kaiserbuch wohl noch selbst vorgenommen. – Für die Quellenuntersuchung sind weder Cuspinians eigene Angaben noch Gerbels Zusammenstellung vor seiner Ausgabe genügend.