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hätte sich nicht weniger von seinem Werke unterschieden wie der Geschichtsabriß Brieffers von dem Münsters. Aventin aber war viel zu sehr ein Sohn seines Stammes, als daß er es nicht vorgezogen hätte, auf eigene Faust sich seinen Weg durch das Dickicht deutscher Vorzeit zu bahnen. – Die Gemeinschaft der Humanisten war eben viel mehr eine der Gesinnung als eine der Methode, und auch da ist es auffallend, wie wenig die Arbeiten der einen den andern wirklich zugute kommen. Die Frage nach dem Deutschtum Karls des Großen wird von Wimpfeling bis Münster fast immer mit den gleichen Argumenten behandelt, Quellen, die längst gedruckt sind, werden als neu ans Licht gezogen, noch Lazius hält es für nötig, den Einhard zu entdecken. –

Die Keime, die in dem Plan der Germania illustrata lagen, sind eigentlich erst durch ihre Loslösung aus diesem Zusammenhang fruchtbar geworden. Da erwachsen die Beschreibungen der Schweiz von Glarean und Vadian, die Austria Cuspinians, die berühmte Schilderung Baierns von Aventin.

Die genealogischen Bestrebungen aber, die Celtis seinem Plane hatte dienstbar machen wollen, führen ihr eigenes Leben am Kaiserhof Maximilians, und hier ist aus ihnen auch die einzige deutsche Kaisergeschichte erwachsen, die der Humanismus hervorgebracht hat.