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Und das muß ihm schnell gelungen sein, denn schon 1501 weiß Heinrich Bebel von Max zu rühmen, daß er unter so viel Sorgen und Geschäften nicht nur täglich etwas Geschichtliches zu hören begehre, sondern auch selbst, wie man sagt, Geschichte schreibe und eine Illustratio Germaniae plane.[1] Damals schon mag er seinen literarischen Vertrauten den Auftrag gegeben haben, bei ihren Forscherfahrten für ihn auch nach alten Urkunden zu spüren, die „vor fünfhundert Jahren geschrieben“ seien, wie das später Rhenanus erzählte. An alten Chroniken hatte er ja immer schon seine Freude gehabt, den Bestrebungen deutsche Geschichtsquellen zu drucken, wie das die Sodalitäten des Celtis planten, muß er bald Teilnahme geschenkt haben.[2]

1502 läßt dann Celtis die 4 Bücher Amores erscheinen, diese merkwürdige Mischung von Geographie und Liebesdichtung, sie sind zugleich gedacht als ein zweites, erweitertes „Vorspiel“ der Germania illustrata, über deren Plan nun ein Vorwort an Maximilian, wiederum aus Nürnberg und diesmal aus seiner Literatenherberge bei Willibald Pirckheimer datiert, nähere Auskunft gibt.[3]

Danach hat der Plan festere Umrisse gewonnen. Wie die Amores vier Bücher nach den vier Geliebten des Celtis, der Hasilina Sarmatica, der Elsula Norica, der Ursula Gallica und der Barbara Codonea zeigen, so soll die Germania vier Bücher enthalten, die Deutschland nach den vier Himmelsrichtungen beschreiben; die Sitten und Bräuche, Sprache und Religion, Gemütsart und Schlag der deutschen Stämme, deren Kenntnis er sich erwandert hat, sollen der Gegenstand des Buches sein. Auch die Kriege des Kaisers und seiner Vorfahren sollen sich, so scheint es, in das geographische Schema fügen; man darf zweifeln, ob er dies so geschickt hätte ordnen können, wie die Zusammenstellung für die jüngste Vergangenheit, wo doch auch schon für den Norden „der Preußen-, Dänen- und Schwedenkrieg“, an dem die kaiserliche Macht ganz unbeteiligt gewesen war, und für den Süden der Feldzug des Tiroler Sigismund gegen die Venetianer von 1487 die leeren Stellen in Maximilians Ruhmeskranze ausfüllen müssen. – Auch ein Städtebuch wird die Germania werden, die sieben Erzbistümer sollen hervortreten – sie hätten, wie es scheint, der Beschreibung einen Rahmen bieten sollen, wie dem Werke des Biondo die Regionen des Augustus – und bei jeder Stadt werden wir von ihren lebenden und toten Berühmtheiten hören, wieder wie bei Biondo.

Auch eine Probe der Ausführung hat Celtis mit den Amores


  1. [270] 14) S. die Innsbrucker Rede (oben Abschn. IV, Anm. 82): qui praeter tot res fortiter gestas, inter tot curas, negotia, tot domesticas et externas rerum maximarum occupationes audire vis quottidie quippiam historicum ac memorabile, immo vero tuipse diceris conscribere historias et illustrationem Germaniae summo studio meditaris non inferior Iulio illo Cesare.
  2. [270] 14a) Trithemius an Peutinger, Würzburg 1507 sept. 6 [Opp. II, 570]: Quodsi maiestas regia pro chronicorum editione meo delectatur officio, voluntarius ac paratus sum hoc in meo facere coenobiolo, quicquid lucubrandum iniunxerit. Danach wird man den Anteil Maxens an den Quelleneditionen doch stärker betonen müssen, als Ulmann, Maximilian II, 7425 tut.
  3. [270] 15) S. die Beilagen des zweiten Bandes.