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Buchdrucker bemühen sich eifrig um den Fund.[1] Die Kapitulariensammlung des Ansegisus steht in den Bibliotheken bei Peutinger, Aventin und Beatus Rhenanus, Hermann von Neuenar kennt die lex Salica und sieht sie auf deutsche Worte an um das Deutschtum der Franken zu beweisen. Aventin plant 1518 den Druck der Lex Salica integra cum additamentis Caroli magni, Litavici I, Lutharii I Augustorum.[2] Damit sind auch diese Quellen der deutschen Geschichtsforschung gewonnen. –


Es war ein gewaltiges Material, das so für einen Neubau deutscher Geschichte vorlag. Was zunächst not tat, war eine kritische Diskussion desselben.

Die Ansätze dazu können wir in den Erörterungen erblicken, die nicht wenige der Herausgeber ihren Quellen beifügten. So stellt Peutinger in seiner Ausgabe des Jordanis und Paulus Diaconus mit einem kurzen Abriß der Völkerwanderung eine Art Hintergrund für beide her. Hermann von Neuenar handelt vor seiner Einhardausgabe De origine et sedibus priscorum Francorum, und setzt sich kritisch mit dem Hunibald und den Trojanerfabeln auseinander. Dem Ligurinus hat wieder Peutinger den bekannten Brief Friedrich Barbarossas an Otto von Freising mit dem Abriß seiner Taten, „[ut] Ligurino ipsi ad annos plerosque testimonio essent“, und außerdem eine genaue Genealogie des Stauferhauses beigefügt. Bei Cuspinians Otto von Freising findet man eine Vita Ottonis, sie stammt aus Enea Silvios Österreichischer Geschichte. Wichtiger noch ist es, wenn sich Cochläus durch seine Ausgabe des Pomponius Mela 1512 zu dem Versuch einer Beschreibung Deutschlands veranlaßt sieht, hier wie bei dem Formelbuch des Cassiodor hat ihn die Herausgebertätigkeit zu selbständiger Behandlung des Themas geführt.

Einen besonderen, sonst von den Humanisten gemiedenen Weg schlug Jakob Spiegel, der Neffe Wimpfelings, ein, er schrieb Scholien zu den Autoren, die er herausgab.[3] Er wollte damit zunächst den neulateinischen Dichtern denselben Dienst leisten, der den alten längst wurde, und so ist seine Arbeit nicht eigentlich historischen Werken, aber doch dem Ligurinus, sodann aber einem umfangreichen Heldengedicht zugute gekommen, das Richard Bartolinus unter dem Titel Austrias über den Landshuter Krieg verfaßt hatte.[4] Kritik ist Spiegels Sache nicht, auch hat ihn Beatus Rhenanus vergeblich zur Kürze gemahnt, aber das weitschichtige Material, das er in seinen


  1. [254] 80) Vadians Briefwechsel I, 155.
  2. [255] 81) Aventin, WW. I, 640. Die früheste Erwähnung der Volksrechte ist wohl die in den Sermones convivales Peutingers [ed. Zapf S. 51 ff.], die ersten Auszüge bietet Johannes Boemus, s. o. S. 185.
  3. [255] 82) Über ihn die trefflichen Schlettstädter Programme von G. Knod, Jakob Spiegel aus Schlettstadt. 1884 und 1886.
  4. [255] 83) Wieder abgedruckt bei Reuber, Veterum Scriptorum T. II.